59.

Diese weichlichen Gesänge, die ich hier zusammenflocht,
Wenn sie auch die Strenge tadelt, hat's die Liebe je vermocht?
Laßt das schelmische Getändel schmeicheln sich in eure Brust,
Möge der Verstand es schelten, wenn das Herz euch nur gepocht!
Dachtet ihr an weise Lehren, wenn das Liebchen euch umschlang?
Fragtet ihr um Rat die Sitte, wenn ihr an den Rosen rocht?
Andre Gaben würd ich pflegen, wenn sie mir das Los erteilt,
Doch nur Schönes setzt in Flammen meines Lebens schwanken Docht;
Denn mir ward ein Sinn gegeben, den ich selbst mir nicht verlieh,
Stolz und trotzig gegen Alles, doch vom Schönen unterjocht:
Das nur ist es, was mich fesselt, ob ich wandle durch den Hain,
Ob mir holde Blicke lächeln, ob der Wein im Becher kocht!
Das nur ist's, wofür ich atme, das nur, was mich treu bewahrt,
Wenn ich liebender Entsagung ehrenvolle Kämpfe focht.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Platen, August von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1834). Ghaselen. 59. [Diese weichlichen Gesänge, die ich hier zusammenflocht]. 59. [Diese weichlichen Gesänge, die ich hier zusammenflocht]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-77CE-8