Nr. 248. Der Schimmelreiter vom Bielsteine.
Auf dem Bielsteine ist seit langer Zeit immer ein Mann ohne Kopf zum Vorscheine kommen. Er hat einen blendend weißen Schimmel gehabt und den Kopf unterm Arme getragen. So ist er nach dem Burgberge geritten und dicht bei dem Brunnen verschwunden. Ist der Schimmelreiter an einen gewissen Kreuzweg kommen, so ist er jedesmal abgestiegen und hat sich erst wieder aufgesetzet, wenn er hinüber gewesen ist. Früher ist er nur Himmelfahrt erschienen, jetzt wird er aber viel gesehen. Wiehert sein Roß, so hat das stets etwas zu bedeuten; entweder die Witterung ändert sich, oder dem, der [236] das Wiehern höret, stehet ein Unglück bevor. Die den Reiter verfolgen, werden irre geführet.
Viele sagen, der Schimmelreiter um Ilfeld sei der Amtmann Friesenberg oder Friesberg; der reite auf dem Schimmel im Felde umher ohne Kopf und verjage die Felddiebe. Seiner Gottlosigkeit und seines Spukens wegen habe man ihn gebannet und dabei habe er unter die Treppe oder ins Nadelöhr gewollt, doch habe man ihn in einen Sumpf vor dem Baumgarten des Klosters gebannet, da erscheine er oft zwischen den Schweinen, wenn diese sich im Sumpfe wälzeten. – Zeigen soll er sich, wie einige sagen, besonders in der Fastenzeit.
Friesenbergs Bedienter soll Klevesaal geheißen haben und dessen hölzernes Bild befindet sich noch auf dem Amte zu Ilfeld. Mit dem Klevesaal wird dort zwar jetzt von den Mägden groß Gespött getrieben; wenn aber das hölzerne Bild aus dem Amte kömmt, so spukt es.