VIII.

Zwei Nachtschichter standen vor Ort, aber der Bohrer wollte nicht bohren und es war als bohrten sie auf lauter Hornstein. Am nämlichen Abende machten ihre guten Freunde sich lustig und da beschwatzte der eine den andern, daß sie hinausfahren wollten. Sie fuhren also auf einem Stollen nach einer andern Grube hin und wollten da hinausfahren. Als sie durch den Stollen waren, kehrte auf einmal der Vordermann um und schrie: »Alle guten Geister loben Gott den Herrn!« und machte, daß er vor seinem Kameraden vorbeikam. Da sah der den Bergmönch, der stand vor dem Stollen und hatte ein silbernes Grubenlicht in der Hand, so groß wie ein Scheffel und die Flamme ging bis an die Stollenklappen und seine Augen waren so groß wie Wagenräder und seine Beine waren wie Spinnengewebe. Und wie er seine Hand ausstreckte und den beiden den Hals umdrehen wollte, da stürzten sie fort und fuhren zurück. Aber der Bergmönch lachte aus vollem Halse. Die Nachtschichter fuhren in vollem Laufe bis nach ihrem Schachte und da hinaus. Wie sie noch eine Fahrt hatten, da stand der Bergmönch quer über dem Fahrloche und wie der erste den Kopf hinausstreckte, klemmte ihn der Bergmönch zwischen seine Beine, zog ihn aus dem Fahrloche her aus und drehte ihm den Hals um. Wie der andere Nachtschichter das sahe, fuhr er wieder hinein, aber der Bergmönch folgte immer nach. Da dachte er, sollst nur gleich wieder an deine Arbeit gehen, vielleicht thut er dir nichts; fuhr gleich wieder zurück, und wie er vor Ort war, fing er an zu hämmern. Aber er hatte so harte Strosse, daß das Feuer nur immer so gestrahlet hat vom Bohrer und daß er allein so einige Stunden hat bohren müssen, und der Bergmönch stand immer dabei, und wie der Nachtschichter fast nicht mehr das Fäustel regieren konnte und dachte, er wolle sich einen Augenblick erholen, da hob der Bergmönch die Hand auf und wollte ihm eine Ohrfeige geben. Da hat er wohl oder übel hämmern müssen, bis er sein Loch nieder hatte, und der Bergmönch hat noch dazu gelacht, daß die ganze Strecke geschallt hat. Wie das Loch [121] nieder war, blieb der Bergmönch noch immer stehen. Kurz von der Sache zu reden. Der Bergmann mußte auch noch schießen. Da warfs denn einen Haufen herein, daß es was Ungeheures war. Und der Bergmönch wollte immer noch nicht weg. Und es konnte alles nichts helfen, der Bergmann mußte aufräumen. Wenn er nun eine Masse Berge aufgemauert hatte an den Wangen, lag noch wieder eben so viel auf dem Haufen und das Aufgemauerte war weg und der Haufen ward nicht kleiner. Zuletzt konnte er nicht mehr, es ward ihm ganz schwarz vor den Augen und er sank in Ohnmacht. Da ging der Bergmönch ins Feste. Wie der Nachtschichter aufwachte, war alles aufgemauert und alle Arbeit gethan. Er hat nachher die Geschichte oft verzählt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Pröhle, Heinrich. Sagen. Harzsagen. Sagen der Bergstädte Klausthal und Zellerfeld. 139. Der Bergmönch vom Klausthal und vom Zellerfeld. (I-VIII.). 8. [Zwei Nachtschichter standen vor Ort, aber der Bohrer wollte]. 8. [Zwei Nachtschichter standen vor Ort, aber der Bohrer wollte]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-83EA-B