11. Wo is uns' Oß?

In sinen Staul sitt Pächter Kawelmaker
Un deiht, wat oft hei deiht, un slöppt.
Dunn fohrt tau em herinner Danjel Haker,
Sin olle Ossenknecht, un röppt:
»Herr, dor is wat passiert, is wat passiert,
Wat ganz Gefährlich's is passiert!
Ick glöw just nich an't Hexen un an't Späuken
Un an den Düwel un an so'n Mafäuken,
Doch hir, hir hett de Düwel drin sin Spill!«
»Holl't Mul, du Klas! – Wenn ick mal slapen will«,
Seggt de oll Herr, »un will en beten rauhn,
Denn möt ein jeder Nahr mi stüren;
As hadd ick wider nicks tau dauhn,
As jeden Drähnsnack antauhüren.«
»Ne, wat tau dull is, is tau dull!
Ick stek em irst de Röp noch vull
Von't beste Klewerheu,
Ick gaww em frische Streu –
Nu is hei doch uns fleuten gahn!«
»Wer is denn weg, du Dummerjahn?
Ick kann jo nich en Wurd verstahn.«
»Je Herr, weit ick't?
Ick ward noch heil un deil verrückt.
Ick swör' Sei't tau bi Gott in'n Himmel:
Uns' beste Oß, uns' schöne Stümmel!«
»Wo, du büst woll nich recht bi Sinnen?
Wo süll de Oß denn sin? Hei ward sick finnen.«
[36]
»Ne, Herr, ne, Herr! Dor helpt kein Reden,
Dor helpt kein Singen un kein Beden,
Uns' Oß is weg, uns' Oß is weg!
Un wenn ick segg: ick segg!,
Denn känen Sei glöwen, weit'ck Bescheid.
De Sak hett nich ehr Richtigkeit.«
»Na, meinst du denn, sei heww'n em stahlen?«
»Ih, Herr, dat süll mi ok noch fehlen!
Wer ward des Middags Ossen stehlen?
Den'n müßt doch glik de Düwel halen.
Oh, ne! Dit's wedder so as dunn mit minen Hund;
De Sak, de hett en annern Grund.«
»Ei wat! So holl din Mul un kumm!
Makst mi am En'n noch sülwst noch dumm.«
Sei gungen beid' nu nah den Stall herun.
Je, ja! je, ja! Wo süs de Stümmel stunn,
Dor was en leddig Flag,
Dor was dat hellig Dag.
De Oll, de kikt nah Danjel Hakern,
Un Danjel kikt nah Kawelmakern;
So kiken sei sick beid' 'ne Tidlang an.
»Na, dit verstah, wer dit verstahen kann«,
Seggt Kawelmaker, »dit's mi doch tau bunt.«
»Ick segg, de Sak, de hett en annern Grund«,
Seggt Danjel, un so gahn sei denn
Herute up den Hof un stell'n sick hen
Un fangen an up't Frisch tau simmelieren,
Wo sick de Sak woll müßt regieren:
Wo dit woll müßt, wo dat woll müßt,
Wer dit woll wüßt, wer dat woll wüßt,
Un dat dat gruglich schir, un wer dat woll verstunn,
Un wo dat mäglich wir, un wer dat weiten kunn.
Un Danjel höllt bi't Grüweln sinen Kopp tau Höh.
Mit einmal fängt hei an: »Herr Je!
Ne, dit's tau dull! Herr Gott in'n Himmel!
Herr Kawelmaker, seihn S', dor steiht uns' Stümmel;
[37]
Dor steiht dat niederträcht'ge Kreatur!«
»Wo denn? Ick seih jo nich de Spur.«
»Alle gauden Geister laben
Gott den Herrn! Dor steiht hei baben,
Dor kikt hei baben ut dat Finster 'rut,
Un recht manierlich süht hei ut.
Hei kikt von baben dor de Welt sick an.
Wo sick so'n Beist verstellen kann!
As wir hei just so'n ihrlich Minschenkind,
Herr Kawelmaker, as wi beiden sünd.
Ne, wo em dat doch putzig lett!
As hadd hei sick 'ne swarte Kapp upset't
Un hadd 'ne Pip Toback mang sine Tähn;
So kikt hei 'raf von sinen Bähn!
Herr Kawelmaker, wenn dit olle Dirt
Tau rechte Tid wir up de Schaulen gahn –
Taum Bispill, mein ick, hen nah Swan –,
Ick glöw gewiß, de hadd wat lihrt,
Hei süht jo nu all ut, as hadd hei utstudiert.«
»Wo hei dor woll heruppe kamen is?«
Seggt de oll Herr, »de Sak, de nimmt mi Wunner.«
»Ih! Dat hei baben is, dat is gewiß;
De Frag' is man, wo krig'n 'w em wedder 'runner?«
So stahn de beiden denn un kiken
In einen furt den Ossen an,
Un Stümmel kikt sei wedder an.
»Ne, so wat hett doch nahrens sines Gliken«,
Seggt Danjel, »täuw, ick krig di man!
So'n Kreatur, dat denkt villicht,
Dat is man so, as kik mi an;
Wat doch so'n Beist för Inföll kriggt!«
Sei gung'n nu wedder in den Stall herin
Un simmelierten dor, wo't woll müggt wesen sin.
»Süh!« seggt de Oll, »dat's man von wegen,
Dat du em nich fast bunnen hest,
Und as hei dunn irst los is west,
[38]
Is hei de Trepp heruppe stegen.«
»Ne! 'ruppe stegen is hei nich!«
»Na, is hei denn heruppe flagen?«
»Ne, Herr, hei hett sick 'ruppe lickt,
Un seihn Sei, dat geiht ganz geschickt:
So as wi Garben 'ruppe dragen,
So kräumelt dor en beten af,
Bald is dat Kurn, bald is dat Kaff,
Dat sammelt sick so'n Oß denn up,
Un dorbi lickt hei sick herup.
Un wenn hei sick denn 'ruppe schaben
Un steiht bi't vulle Fauder baben
Un hett den Hawerhümpel funnen,
Denn bring de Düwel em nah unnen!«
Ick heww all männ'gen Ossen kennt,
Den man mit Christennamen nennt,
De sick nah baben 'ruppe schaben
Un sick nah baben 'ruppe lickt,
Un wenn em irst dat Stück was glückt
Un hei in't vulle Fauder stunn,
Denn kreg kein Düwel em herun.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Reuter, Fritz. Gedichte. Läuschen un Rimels. Erste Folge. 11. Wo is uns' Oß. 11. Wo is uns' Oß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8DF3-3