An den dichten Wald

Spielet sanft, ihr schlanken Zweige,
Spielet, weil der Tag ist hell,
Eh' auch Phöbus läuft zur Neige,
Spielet meiner Florabell;
Helfet mir, mit süßen Weisen
Diese Menschengöttin preisen.
Zweiglein sauset in die Wette
Gleichsam einen Lobgesang,
Eh' die Schönste geht zu Bette
Und man hört der Frösche Klang;
Denn wil ich die Stimm' auch schwingen,
Florabellen zu besingen.
Neiget euch doch bald, ihr Eichen,
Gar zur Erden mit Begier!
Florabellen seh' ich schleichen
Hinter jenem Busch herfür.
Ach, was trag' ich groß Verlangen,
Florabellen zu empfangen!
[183]
O du schönster Tag im Lenzen,
Phöbus machet dich zwar rein,
Nun ich aber sehe glänzen
Florabellen Aeugelein,
Wirst du schöner als die Sonne;
Eile doch, mein Herz und Wonne!
Ja, sie komt mit sanften Schritten!
Denket, welch ein' Himmelspracht!
Dicker Wald, laß dich erbitten,
Oeffne dich mit ganzer Macht,
Denn so wil ich näher treten,
Florabellen anzubeten.
Florabella, laß mich knieen
Nur für deiner Majestat!
Daphnis wil nur vollenziehen,
Was er dir versprochen hat;
Laß ihn, sol er nicht verderben,
Schönste, deinen Schlaven sterben.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Weltliche Gedichte. An den dichten Wald. An den dichten Wald. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-99F9-5