Auf den herannahenden Frühling

Ei, nun wil ich lassen schwinden
Alle Sorg' und Traurigkeit,
Weil die schöne Frühlingszeit
Sich nun bald wird lassen finden,
Weil der Winter wird vergehen,
Eis und Schnee zu Wasser wird,
Und die Gärten wolgeziert
Sind sehr lieblich anzusehen.
Hievon thut die Zeitung bringen
Aller Vögel Frölichkeit,
Die zu dieser Frühlingszeit
Ihre Stimmlein lassen klingen,
Da die Lerchen sich erfreuen,
Da der Baur zu Felde zeucht
Und aus Scheu'r und Ställen kreucht
Der Menalkas mit den Säuen.
Alles thut jetzt mutig werden,
Es komt wieder an den Tag,
Was zuvor verborgen lag
In dem tiefen Kot der Erden;
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Man sicht alles hervor kriechen,
Kraut und Blumen mannigfalt,
Die so lieblich von Gestalt
Und anmutig sind zu riechen.
Ei, so wil ich in den Garten
Mit dem schönen Saitenspiel
Und der andern Kurzweil viel
Nur der Frölichkeit abwarten.
Ich wil suchen solche Gsellen,
Die da wissen Lust und Freud'
In der grünen Frühlingszeit
Fein gebührlich anzustellen.
Laßt uns guten Wein hergeben;
Lauten, Geigen, Jungfräulein
Müssen alle bei uns sein;
Das ist recht Studentenleben.
Wer solt das nicht lieber wollen,
Als arbeiten Nacht und Tag,
Stetig führen große Klag?
Wer weiß, wann wir sterben sollen!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Weltliche Gedichte. Auf den herannahenden Frühling. Auf den herannahenden Frühling. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9A59-7