Die Bäume und der Wanderer
Die Bäume.
Ach, wie ist der Mensch so eitel,
Dessen Scheitel
Locken trägt gleich unserm Laub;
Daß er doch, statt stillzustehen,
Lieber gehen
Will hinaus im Straßenstaub.
Zu uns kommen Tau und Lüfte
Und die Düfte
Und das süße Himmelslicht;
Drum zu wandern in die Ferne,
Thun wir gerne –
Thätest du's doch auch! – Verzicht.
Ist dir hier nicht Licht gegeben,
Um zu leben?
Und den Schatten geben wir.
Warum willst du denn dich treiben
Und nicht bleiben?
Bleibe, bleibe, bleibe hier!
Nimm doch uns an zu Genossen,
Die wir sprossen
In den Grund, den Gott uns gab;
Wir sind grün; was kann dir's frommen,
Daß genommen
Du den dürren Wanderstab?
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Willst du gleichen deinem Stabe
Bis zum Grabe?
Dem so Blüt' als Frucht gebricht!
Willst du niemals Wurzeln schlagen,
Früchte tragen?
Willst du oder kannst du nicht?
Der Wanderer.
Ob ich nicht will, ob ich nicht kann,
Ich kann's und will's nicht sagen;
Es treibt mich eben jetzt von dann,
Und Zeit ist's nicht zu klagen.
's muß eben auf dem Erdenrund
Auch wandernde Bäume geben.
Ihr wurzelt fort in euerm Grund!
Gott segn' eu'r ruhiges Leben!
Und komm' ich jemals wo dazu,
Die Wurzeln einzusenken,
So will ich dann gewiß in Ruh'
An euch, ihr Guten, denken.
Jetzt aber, eh' hier den Straßenstaub
Aufwühlen die Morgenwinde –
Behüte Gott eu'r grünes Laub!
Ich ziehe davon geschwinde.