Ferdinand von Saar
(1833–1906)

Ferdinand Saar (Photographie von Charles Scolik jun.)

Biographie


1833

30. September: Ferdinand Ludwig Adam von Saar wird in Wien geboren.

Er stammt aus einer geadelten Beamtenfamilie. Sein Vater ist Geschäftsführer eines industriellen Unternehmens und stirbt wenige Monate nach Saars Geburt; die Mutter kehrt mit ihm in ihr Vaterhaus zurück. Sie führen dort ein materiell bescheidenes und zurückgezogenes Leben und Saar wird zusammen mit seinem Vetter, dem späteren Maler August Pettenkofen, erzogen.

In Wien besucht er die Volksschule des Waisenhauses und die Stadtschule der Schotten.


1843

Besuch des Gymnasiums der Schotten.


1848

Er erlebt die Revolution während seiner Gymnasialzeit. Aufgrund seines Adels ist er vom Militär befreit, sein Vormund bestimmt ihn aber zum Beruf des Soldaten.


1849

Saar tritt als Kadett in das kaiserliche Heer ein.


1854

Zum Leutnant befördert, bleibt Saar bei sehr geringer Bezahlung und ohne fördernde Beziehungen bis 1860 beim Militär und nimmt dann seinen Abschied, um als freier Dichter zu leben.


1865

In den folgenden Jahren, die für Saar nicht einfach sind, entsteht die Doppeltragödie »Kaiser Heinrich IV« und »Heinrichs Tod« (Heidelberg 1865/1867).


1866

Die Novelle »Innocens« erscheint (Heidelberg).

Er beginnt das Drama »Thassilo«, bringt es aber erst 20 Jahre später zum Abschluß (Heidelberg 1886).


1881

Saar wird von Gläubigern immer noch wegen kleiner Schulden aus der Militärzeit verfolgt, und er gerät so wiederholt in Haft; das Drama »Der Borromäer« (nun gedruckt unter dem Titel »Tempesta«, Heidelberg), das Saar während seiner Militärzeit geschrieben hat, wird vom Burgtheater zurückgewiesen; Schreibhemmungen verhindern eine rasche Produktion, so daß Saar sich dem Publikum nicht bekannt machen oder Geld durch journalistische Arbeiten verdienen kann.


1868

Saar arbeitet an seiner zweiten Novelle, »Marianne« (Heidelberg 1873).


1871

Herbst: Trotz guter persönlicher Kontakte zu geistesverwandten Dichtern wie Hamerling und Milow und zur Wiener Gesellschaft bessert sich seine finanzielle Situation nicht. Josephine von Wertheimstein unterstützt Saar mit einer großzügigen Geldzuwendung. Zugleich bekommt er durch ihre Bekanntschaft Zugang zu den wohlhabenden und kunstliebenden jüdischen Salons von Wien.


1875

»Die beiden de Witt«, (Heidelberg).


1877

»Novellen aus Österreich« (Heidelberg).


1881

Eine weitere bedeutende Gönnerin Saars ist Altgräfin Elisabeth Salm-Reifferscheidt. Er heiratet ihre Gesellschafterin Melanie Lederer, die sich 1884 das Leben nimmt. In der Folgezeit häufen sich bei Saar pessimistische und melancholische Phasen. Er kann jedoch nach und nach seine Werke veröffentlichen: Nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe der »Novellen aus Österreich« folgen weitere Novellen- und Gedichtsammlungen. Auch von außen genießt Saar in steigendem Maße Anerkennung.


1887

»Eine Wohlthat«, (Heidelberg).


1888

»Gedichte« (Heidelberg, zweite, vermehrte Auflage).


1889

Die Novellensammlung »Schicksale« (Heidelberg).


1890

Saar bekommt den Franz-Joseph-Orden verliehen.


1892

»Frauenbilder« (Heidelberg).


1893

Saars letzte Jahre werden zunehmend durch Krankheit und Klagen über den mangelnden Absatz seiner Werke sowie seine Erfolglosigkeit als Dramatiker verdüstert.

Sein größter lyrischer Erfolg, die »Wiener Elegien«, erscheint in Heidelberg.


1899

»Nachklänge. Neue Gedichte und Novellen«, (Heidelberg).


1901

»Camera obscura. Fünf Geschichten«, (Heidelberg).


1902

Auch seine Berufung ins Herrenhaus und die Verleihung eines Jahresgehalts bringen keine stimmungsmäßige Wende. Seine Gesundheit wird durch ein chronisches Leiden immer stärker angegriffen.


1906

Von den wenigen Publikationen dieser Zeit läßt vor allem die letzte Sammlung »Tragik des Lebens« (Wien/Leipzig) seinen nahen Tod ahnen.

24. Juli: Ohne Aussicht auf Heilung nimmt sich Saar in Wien-Döbling das Leben.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Biographie: Saar, Ferdinand von. Biographie: Saar, Ferdinand von. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AF05-0