Verbietung sorg um zeitlich narung

In der schrankweis Hans Folzen.


18. september 1546.

1.
Matthei sexto Cristus spricht:
niemant kan zween herren
dienen, sunder er muß gericht
einen haßen von ferren
und den anderen lieben tan
oder wird einem hengen an,
den andern lert
verachten im zu schaden.
So kündt ir auch nicht dienen sein
got und dem mamon eben,
[214]
darum, so sag ich euch, allein
sorgt nit für euer leben,
wo ir wolt essen, trinken han
auch nicht für euer leibe schan,
wie der geert
mit kleidung wirt beladen.
Nun nemet doch war aller weis:
das leben ist mer, dan die speis,
der leib mer, dan der kleider preis;
auch nemet war der vogel schar
fliegen unter dem himel klar,
sie seen auch nit über jar,
sie ernten nit, noch samlen zwar
auch nicht in ire scheunen ein,
doch der himlisch vatter verpflicht
sie all ernert
aus vetterlichen gnaden.
2.
Seid ir dan nicht vil mer dan sie?
wer ist unter euch allen,
der seiner leng ein ellen hie
kunt zutun nach seim gfallen,
ob ir gleich darum sorgen seit;
warum sorgt ir in diser zeit
für die kleider?
tut auf dem felt anschauen
Die lilgen, wie sie wachsen schon,
doch nit spinnen noch nehen!
ich sag euch doch, das Salomon
nicht also wart gesehen
in aller seiner herlikeit
so schon und zierlich sein bekleit
als eins diser
blümlein in grüner auen.
So dan got auf dem felt das gras
so zierlich kleidt on unterlaß,
das heut grünet in solcher maß
und morgen zwar in ofen dar
geworfen wirt, solt euch dan gar
[215]
got nit mer tun solichs fürwar?
o die kleingelaubige schar!
darum solt ir kein sorgen han
und sagen: »was werden wir ie
eßen aber
trinken?« aus unvertrauen.
3.
Und wo nem wir die kleidung her?
nach dem trachten die heiden.
dan euer himlischer vatter
weiß alle ding bescheiden,
was ir bedürfet allgemein.
trachtet nach gottes reich allein
und halt nachfrag
seiner grechtikeit eben;
So wird euch solichs fallen zu.
darum solt ir nit sorgen
für den anderen morgen fru;
es wirt der ander morgen
selbs für das seinig sorgen fein
gnug ist, das ieder tage sein
sorg unde plag
habe in disem leben.
Aus disem text wert wir gelert,
das got all gschepf kleit, ziert und nert,
wie man es dan teglich erfert.
darum arbeit in diser zeit
ein christ, wie gotes wort ausschreit,
nach seim beruf on widerstreit
und fliech alle kleingleubikeit
ste auch ganz aller sorg zu ru,
vertraue got, das er im wer
auf sein zusag
sein teglich narung geben.

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TextGrid Repository (2012). Sachs, Hans. Gedichte. Geistliche und weltliche Lieder. Verbietung sorg um zeitlich narung. Verbietung sorg um zeitlich narung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B017-1