Von den siben broten

In dem ton als man unsers heren rock singt.


(1530.)

1.
Marcus schreibet am achten klar:
als vil volkes bei Cristo war
und hetten nicht zu essen,
ruft Jesus sein jünger zu sich
und sprach: »des volkes jamert mich,
drei tag sints hie gesessen.
2.
Wan sie nun nicht zu essen han,
und laß ich sie ungessen gan,
sie werden schwach von note,
wan etlich sint kumen von ferr.«
sein jünger sprachen zu im: »herr,
wo nemen wir dan brote,
3.
Das wir sie speisen in der wüst,
und in der hunger werd gebüßt?«
[68]
und Cristus sie do fraget,
wie vil sie hetten brotes all.
sie sprachen: »siben an der zal.«
Cristus gebot und saget
4.
Dem volk, zu legern auf die ert,
und nam die siben brot so wert
und sie do benedeiet,
brach sie und gabs den jüngern sein,
die legten für dem volk gemein,
des wart ir herz erfreiet.
5.
Auch war ein wenig fischlein hie,
und Cristus benedeiet sie,
hieß für tragen der schare;
sie aßen all und wurden sat,
sein jünger huben an der stat
auf, was do übrig ware.
6.
Brosem siben körb, solt verstan!
es waren bei vier tausent man,
on weib und kleine kinde,
die Cristus da gespeiset het.
er ließ sie von im an der stet
und fur von in geschwinde.
7.
Hört zu, ir werten cristenleut,
was dise dürr wüste bedeut,
darin wir hunger liden:
bedeut menschen gesetz fürwar,
on frucht und alle tröstung gar,
das gwissen zu befriden.
[69] 8.
Wenn wir ligen in hungers not
und haben nicht das geistlich brot,
verschmachten als die armen,
so kumet Cristus unser her
und jamert sich des volkes ser
durch sein miltes erbarmen.
9.
Dan leßt er uns fürtragen schon
das heilig euangelion
durch sein heilige junger;
deuten all christlich prediger,
die uns speisen durch gottes ler
für den geistlichen hunger.
10.
Das brot sein götlich wort bedeut,
darin er uns sein gnad anbeut,
er habe uns erworben
bei dem vatter ewige hult
und hab bezalet unser schult,
er sei für uns gestorben.
11.
Wenn wirs von herzen glauben ton,
so seien wir gesettigt schon
durch den heiligen geiste,
und brauchen uns der reinen lieb
gen dem nechsten in steter ieb,
wie uns got hat beweiste.
12.
Siben körb vol das übrig war
bedeutet gottes gnaden klar,
überflußig, an zale,
[70]
die er uns noch teglich beweist,
geistlich und leiblichen er speist
an leib und sel uns alle.
13.
Vier tausent man, die großen zal,
bedeut uns cristenmenschen al,
die Cristus teglich speiset
mit seinem wort für hungers not.
Cristus du himelisches brot,
dein nam der sei gepreiset!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Sachs, Hans. Gedichte. Geistliche und weltliche Lieder. Von den siben broten. Von den siben broten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B070-8