[280] Der unverschamt straßrauber

In der kleweis Balthas Wenken.


11. october 1549.

1.
Ein edelman in Franken saß,
der nit ser reich an gute was,
darum nert er sich auf der straß
In einem holz mit rauberei;
er hielt freidiger knechte drei,
die hetten gleiche beut darbei;
Wan ein kaufman
reit dise ban,
so sprengten in die reuter an,
must in seinen reitwetschger lan.
2.
Zwen kaufleut kamen auf sein schloß,
den wart genumen gelt und roß,
die klagten iren kumer groß:
Das hetten getan seine knecht,
sie hetens gruntlich augespecht,
sagten im all warzeichen recht.
Der edelman
sprach: »lat verstan,
hett ir die guten röck auch an,
da euch mein knecht beraubet han?«
3.
Sie sprachen: »ja, wir hettens an!«
da antwort der frum edelman:
»so habens meine knecht nit tan;
[281]
Wan es ist meiner knechte sit,
solch gut röck nemen sie auch mit;
sie hettens euch gelaßen nit.«
Zeigt darmit, das
er auf der straß
mit sein knechten raubt on ablaß;
seiner schanz er nit laugen was.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Sachs, Hans. Gedichte. Geistliche und weltliche Lieder. Der unverschamt straßrauber. Der unverschamt straßrauber. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B19F-7