An Adele

Laß mich nicht allein, Adele,
Nicht in weiter Welt allein!
Sonnen will ich meine Seele,
Weib, in deines Auges Schein.
Leg in meine deine Rechte,
Daß an Ader Ader wallt!
Schaurig draußen sind die Nächte,
Und die Tage o wie kalt!
In des Menschenschwarms Gewühle
Steh' ich da betäubt und bang;
Daß nur Einer mit mir fühle,
Fruchtlos ist mein Herzensdrang.
Der Natur mich zu vertrauen,
Streif' ich durch Gebirg und Wald;
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Doch zurück von ihr treibt Grauen
In mich selbst mich wieder bald.
Ob das Herz in Freude schlage,
Ob es in Verzweiflung bricht:
Taub ist sie für unsre Klage,
Unsre Lust versteht sie nicht.
Ihre welken Blätter streut sie
Teilnahmslos auf unsre Gruft;
Nur aus unserm Staub erneut sie
Ihrer Lenze Blütenduft.
Laß mich nicht allein, Adele,
Nicht in weiter Welt allein!
Sonnen will ich meine Seele,
Weib, in deines Auges Schein!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Gedichte. 1. Liebesgedichte und Lieder. An Adele. An Adele. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B61B-B