64. Der Stein bei Sudheim.

Wenn man bei Sudheim von der Heerstraße links nach dem Dorfe Hillerse abgeht, so kommt man auf den sog. Hilleschen Bêk, einen mit Weiden bepflanzten und von einem kleinen Bache durchschnittenen Anger. Gleich vorn an der ersten Weide sieht man noch in gleicher Fläche mit dem Boden die Reste eines Sandsteins, der sich früher fast in Mannes Höhe aus der Erde erhob. Auf diesem Steine war das Bild eines Mädchens ausgehauen, und darin waren zwei Löcher Fußstapfen ähnlich.

Ein Mädchen war angeklagt ihr eigenes Kind umgebracht zu haben, aber sie war unschuldig. Daher sagte sie, als sie vor den Richtern stand, auf einen da liegenden Sandstein hindeutend, sie wäre so gewiß unschuldig, wie sie durch diesen Stein hindurchtreten würde, als wenn es Butter wäre. Mit diesen Worten trat sie auf den Stein und mit beiden Füßen auch sogleich hindurch. So wurde sie frei gesprochen und der Stein, mit ihrem Bilde versehen, an diese Stelle geschafft und da aufgerichtet. Er ist aber allmählich ganz verschwunden, weil die Leute immer Stücke davon schlugen, indem der Glaube im Volke herrschte, daß ein Stückchen von diesem Steine gegen mancherlei Krankheiten, wie gegen Gicht und Fallende Sucht, äußerst wirksam sei.

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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 64. Der Stein bei Sudheim. 64. Der Stein bei Sudheim. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B8BA-6