2.

Auf den Trümmern der Burg Lauenberg hütete einst ein Schäfer die Schafe; außer ihm war kein Mensch da. Mittags zwischen 11 und 12 Uhr kam plötzlich die weiße Jungfrau aus einer Oeffnung im Gemäuer hervor und winkte ihm näher zu kommen; in der andern Hand hielt sie ein Bund Schlüssel. Der Schäfer näherte sich ihr ein wenig, getraute sich aber nicht ganz nahe zu ihr zu gehn, obgleich sie ihm noch zu wiederholten Malen rief. Da schlug es in Lauenberg zwölf, und nun fing die Jungfrau an zu weinen und laut zu schreien, worauf sie wieder in derselben Oeffnung verschwand. Als sie weggegangen war, warf der Schäfer einen Stein in die Höhlung: es dauerte gar lange, ehe der Stein unten ankam; dann aber gab es einen starken hellen Klang, als wäre er auf edele Metalle gefallen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 113. Die weiße Jungfrau bei Lauenberg. 2. [Auf den Trümmern der Burg Lauenberg hütete einst ein Schäfer die]. 2. [Auf den Trümmern der Burg Lauenberg hütete einst ein Schäfer die]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BAF1-9