110. Die weiße Jungfrau in Karlsruhe.

In Karlsruhe bei Lüthorst hat früher ein Schloß gestanden. Hier geht bisweilen Nachts zwischen 11 und 12 Uhr eine weiße Jungfrau mit einem Schlüsselbunde an der Seite. Einst erscheint sie einem Manne an dieser Stelle und bittet diesen, er möchte doch das Schlüsselbund hinnehmen: mit dem siebenten Schlüssel könne er alle Thüren im Schlosse öffnen, und sie dann erlösen, wenn er all das Geld nähme, welches er da fände; denn vor dem Gelde habe sie keine Ruhe. Sie fügte noch hinzu: er dürfe aber nicht sprechen und solle sich nur nicht fürchten; was bei dem Gelde läge, habe keine Macht an ihm. Als der Mann sich weigert ihre Bitte zu erfüllen, ruft sie, nun könne sie in hundert Jahren keiner erlösen. In der nächsten Nacht erscheint sie dem Manne noch einmal und bittet ihn, er möge doch kommen und das Geld nehmen; noch könne er sie erlösen. Nun geht er auch hin. Da liegt bei dem Gelde ein großer Hund, der thut, als wenn er ihn beißen wollte. Wie der Mann das sieht, geräth er in Angst und ruft: o nein, der große Hund will mich beißen! Sogleich ist das Geld verschwunden mit dem Hunde, welcher der Teufel gewesen ist. Da ruft die Jungfrau: »o weh, o weh, nun ist in hundert Jahren niemand, der mich erlösen kann!«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 110. Die weiße Jungfrau in Karlsruhe. 110. Die weiße Jungfrau in Karlsruhe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BB37-5