201. Die Snâke.

Eine Frau, deren Mann schon lange todt war, hatte eine einzige Tochter. Anfangs war das Kind gesund und stark, so daß die Mutter ihre Freude daran hatte. Die Frau ging aber öfters aus und setzte dann jedesmal dem Mädchen zwei Schalen mit Milch hin, in welche sie Brot gebrockt hatte. Kam sie wie der nach Hause zurück, so fand sie zwar jedes Mal die Milch und das Brot ausgegessen, aber anstatt daß nun das Mädchen hätte immer stärker werden müssen, fing dieses mit einem Male an abzumagern und wurde zuletzt leichenblaß. Die Mutter konnte sich das gar nicht erklären. Eines Tages setzte sie nun dem Mädchen wieder zwei Schalen voll Milch hin und that, als ob sie fortginge; statt aber, wie sonst, fortzugehn, blieb sie draußen stehn und schaute durch das Fenster. Da sah sie bald, wie sich die Kammerthür öffnete und eine ungeheuere snâke hereinkam und [186] die Milch ausfraß. Kaum hatte sie das gesehen, so eilte sie in die Stube, allein das Thier war schon wieder verschwunden. Von dieser Zeit an ließ die Mutter ihr Kind nie mehr allein, und es dauerte nicht lange, so war das Mädchen wieder zu Kräften gekommen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 201. Die Snâke. 201. Die Snâke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BB79-F