2.

Fast in der Mitte der Heerstraße, die von Osterode nach Herzberg führt, liegt ein Wirthshaus. Wendet man sich von da südlich, so erreicht man nach einigen Minuten das Gut Düne und wieder nach einigen Minuten die Jettenhöhle. Die zunächst liegenden Dörfer sind östlich Hörden und südlich Schwiegershausen. Ihren Namen soll die Höhle davon haben, daß einst in Kriegszeiten ein Frauenzimmer Namens Jette darin niederkam. Der Sohn dieser Jette soll Klaproth geheißen haben und der Stammvater der Familie Klaproth geworden sein, die nachher in dem später zerstörten Dorfe Rode (auch Röderdorf genannt) gewohnt hat.

Vor langer Zeit war die Jettenhöhle ein Aufenthaltsort der Zwerge. Diese fügten den Feldfrüchten in der ganzen Umgegend vielen Schaden zu. Nun war in Hörden ein Mann, [126] der bei der Jettenhöhle ein Feld Erbsen hatte; dieses wurde ihm ganz zertreten und die Früchte abgepflückt. Da wurde er ärgerlich und drohte den Thäter, wenn er ihn ertappte, hart zu bestrafen. Ein anderer Mann aber sagte ihm, es thäten dieß die Zwerge, welche in der Jettenhöhle wohnten, und da könne ihm all sein Drohen und Schelten nichts helfen; denn sie setzten ihre Nebelkappen auf und könnten dann nicht gesehen werden: er möge lieber eine lange Stange nehmen und damit über das Feld hin und her schlagen. Als er dieß denn auch that, ward auf einmal ein Zwerg sichtbar, dem er die Nebelkappe vom Kopfe geschlagen hatte. Nun sah der Bauer, wie der Zwerg auf den Knien saß und einen Beutel umgehängt hatte, der schon wieder voll Erbsschoten war. Zornig eilte er zu ihm hin, schalt ihn heftig und wollte ihn schlagen. Der Zwerg aber fing an zu bitten und sagte, er möge sich nur zufrieden geben, er wolle den Schaden schon wieder gut machen; morgen möge er nur wieder an diese Stelle kommen, dann solle ein Sack für ihn bereit stehen. Der Bauer that, wie ihm der Zwerg gesagt hatte. Als er am anderen Tage wieder zu der Stelle kam, stand richtig ein Sack da, der aber mit alten Eisenstücken angefüllt war. Schon hatte er gemeint, er sei betrogen und zu sich selbst gesagt: »was soll ich doch mit den alten Eisenstücken anfangen?« als er aber damit nach Hause gekommen war, waren sie in lauter Gold verwandelt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 147. Die Zwerge in den Erbsenfeldern. 2. [Fast in der Mitte der Heerstraße, die von Osterode nach Herzberg]. 2. [Fast in der Mitte der Heerstraße, die von Osterode nach Herzberg]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BEB6-B