Personen.
- Der Nachtwächter Johann, ein alter Esel.
- Der Nachtwächter Jakob, auch ein alter Esel.
- Die Puppe, ein Symbol.
- Der geheimnisvolle grüne Herr.
Personen.
Die Dauerwurst ist noch gut, die hält sich ja fünf mal hundert sechs und dreissigtausend sieben hundert zwei und vierzig Jahre.
Ja! Ja! Ja! fünf mal hundert sechs und dreissigtausend sieben hundert zwei und vierzig Jahre! Ja! Ja! Ja! Lange Zeit!
Gut: Also eine Dame! Doch die Dame hat eine Dauerwurst in der Hand. Diese Dauerwurst wird seltsamer Weise von Ihnen, meine Herren, offenbar nicht gegessen. Gestatten Sie – ich habe Hunger – ich werde
Meine Herren, mutig sind Sie ja. Indessen – was Sie hier eigentlich wollen, weiss ich nicht. Was machen Sie denn mit Ihrer Wurst?
Mein sehr verehrter Herr Johann, die Dame liebt Sie! Auf Ehrenwort! Sie können sich fest darauf verlassen: das süsse Kind liebt nur ihren Johannes! Den Jakob da drüben liebt sie nicht.
Das sagen mir die Augen der jungen Dame. Wer wie Johann von seiner Dame angeschaut wird, der wird von seiner Dame geliebt!
Na gewiss doch! Aber dann muss ich erst auf den Tisch klettern, auf dem Tisch werden Sie von mir noch ganz andere Dinge hören.
Nun – ich werde Ihnen mitteilen, was die Dame träumt. Sehen Sie denn nicht, dass sie träumt? Nee? Aber ich bitte Sie!
Hört! Hört! Er beugt sich im Folgenden öfters wieder zum Munde der Puppe hinab. Jetzt hör und seh ich ganz genau – ganz genau – was im Innern der alten Puppe vorgeht. Weich. Träume – weithin leuchtende lachende Träume – durchbeben hier diese holde Frau, die von Euch, Ihr holden Nachtwächter, geliebt wird. Sie, diese schöne Dame – träumt jetzt von silbernem Mondenschein, von goldenen Sternen und weichen warmen Lüften. Und sie sitzt dabei am Rande des düsteren Waldes, und neben ihr sitzen sieben kleine Lämmlein – die denken an Nichts. Eure holde Dame dagegen, deren Gedanken ich jetzt errate – nein – deren Gedanken ich fühle – – die schaut in die Nebel der Wiese und sieht da kleine Männchen tanzen – wirklich tanzen! Ach, sie tanzen und reden immerzu – lauter Redner! Und die Nacht ist milde. Und die Rosen duften. Und die Käfer zirpen. Die Myrthen blühen. Die hohen Bäume schwanken. Die Kypressen rauschen sehnsuchtsvoll. Und die Quellen der Ewig-Durstigen flüstern wie unschuldige Kinder. Und – und – und die Nachtigallen schlagen. Doch die Männchen auf der Wiese tanzen und reden noch immer. Feurig. Aber – aber – da läuft plötzlich ein grosser Löwe übers Feld – sieht die Männchen tanzen – hört sie reden – und – was tut der Löwe? Oh, Ihr guten Staats-Nachtwächter, er frisst die Männchen, die so viel tanzen und so viel reden, im Handumdrehen auf – so schnell wie ein Obdachloser im Winter ein Gericht brauner Pilze verschlingt. Erschütternd. Da muss Eure Frau natürlich weinen – schrecklich weinen – und ihre sieben Lämmlein weinen mit. Gross und ruhig. Indessen – jetzt sieht sie – ja sie sieht ihn wirklich – ihn – den ordentlichen tapferen Staats-Nachtwächter Johann, der eigentlich im mer neben uns steht. Der Johann nimmt wacker seinen alten Spiess und spiesset den gefrässigen Löwen dran auf, geht danach ruhig durch den friedlichen Nachttau der Wiese ins nächste Dorf, allwo er den toten Löwen zu verkaufen gedenkt. Nach [197] aufmerksamerem Horchen sehr weich. Währenddem sitzt die holde Frau am Waldesrande mit ihren sieben Lämmlein und – und – und dichtet »das Lied vom braven Johann«. Hans, ich sage Dir – oh, glaube mir! – bei meinem Barte! – sie liebt Dich – und zwar – mit jener Inbrunst, die man »wahre Liebe« nennt. Des Weibes Lieben war ja stets so rätselvoll. Warum liebt sie den Johann und nicht den viel schöneren Jakob? Wisst Ihr's nicht? So hört – warum: weil Johann tapfer und weil Jakob feige ist.
Ja wohl! Du bist feige! Sonst würdest Du den Johann totstechen. Tapfre Männer stechen stets ihre Nebenbuhler tot. Weisst Du das nicht?
Ihr müsst miteinander kämpfen und Euch gegenseitig die Hellebarden in die Brust zu stossen trachten. Das wird mir riesige Freude bereiten. Doch vor dem Kampfe stosst noch Mal in Euer Horn! Ich hoffe, es wird zum letzen Male sein!