Die Sonne

Mit lieblichem Bedauern
Sehnt sich der Mutter Auge, und muß trauern.
Noch einmal sie umfangend,
Vergehn die Kleinen, an den Blicken hangend;
Sie soll und muß sich trennen,
Nur eine Mutter kann solch Leid erkennen.
So ström' ich volle Farben,
Daß meine Lieben in der Nacht nicht darben;
Und fort vom ird'schen Bande
Will alles hin zu mir in sanftem Brande.
Ach dürft' ich mich erniedern,
Ihr kindlich Feuer dankbar zu erwidern!
Noch strömen bunte Fluten,
Und heller lodern nur die Lebensgluten;
Die Erde scheint zu rauschen,
Als strebte sie den Wohnsitz zu vertauschen. –
Nun muß ich dennoch scheiden,
Und euer Tändeln bis auf Morgen meiden!
[183]
So sauge, Mensch, denn trunken
Der großen Mutter letzte Liebesfunken!
Noch einmal will ich strahlen,
Und dann versinken in der Trennung Qualen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Abendröte. Erster Teil. Die Sonne. Die Sonne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D8D9-2