3.

Einem Schiffe auf dem Meere waren die Leichen für das Meerfral ausgegangen und es mußte nun unter der Mannschaft das Loos entscheiden, wer in die Fluthen gesenkt werden solle. Es traf einen jungen schönen Mann. Doch erbarmte sich die Meerfrau seiner, weil die Braut schon an dem Ufer des nahen Landes mit Sehnsucht auf ihn wartete, und trug ihn an's Land und beschenkte ihn mit drey Säckchen, voll von Gold, Silber und Perlen. Dagegen mußte ihr das Brautpaar dassiebente Kind aus der Ehe versprechen.

Als dieses zur Welt kam, erschien die Meerfrau und nahm es in Empfang: denn jeden siebenten Tag der Woche ist es ihr vergönnt, die volle menschliche Gestalt anzunehmen; die trauernden Aeltern tröstete sie damit, daß es dem Kleinen gut ergehen solle.

Es verging nun eine geraume Zeit: da wählte sich der älteste Sohn gegen der Aeltern Willen ein armes Mädchen zum Weibe und ward von ihnen verstossen. Nun erschien die Meerfrau wieder, brachte das siebente Kind, zum schönen Jüngling erwachsen, zurück reiche [196] Geschenke aber für das unglückliche Brautpaar gegen das Versprechen, daß wieder das siebente Kind der Ehe ihr angehöre.

So ist die Meerfrau auch jetzt noch der gute schützende Geist für diese Familie: bricht ein Unglück herein, kömmt sie zu helfen; immer aber hat sie ein Kind aus deren Kreis bey sich in ihrem unterseeischen Glaspalaste, und ist dieses zum Jüngling erwachsen, stellt sie es zurück und holt sich ein neues. Neuenhammer.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Zehntes Buch. Wasser. 2. Wassergeister. 9. Sagen von der Meerfrau. 3. [Einem Schiffe auf dem Meere waren die Leichen für das Meerfral]. 3. [Einem Schiffe auf dem Meere waren die Leichen für das Meerfral]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DAC5-9