9.
Sowie in der Fastnacht die Weiber beym Tanze gehoben werden müssen, damit der Flachs gerathe, müssen die Mädchen durch die ganze Oberpfalz am Vorabend von Johann dem Täufer über das Sonnwend- oder Petersfeuer springen, daß der Flachs lang wird; je höher sie springen, desto länger wird der Flachs. Gewöhnlich wagen die Mädchen an der Hand von Burschen den Sprung, und die Alten umstehen das Feuer und ermuntern sie recht hoch zu springen.
Ferner, aus dem Feuer nimmt man Brände heraus und steckt sie in den ersten Bifang der Leinsaat; so lange der Kannes-Brand, so lange wird der Flachs.
Wer über das Feuer zu springen versäumt, für dessen Haus wächst kein Flachs – Neunburg – oder [414] er mißräth, wenn die Mädchen nicht über das Feuer springen können. Bärnau.
Traurig kehrt das Mädchen heim, welches keinen Burschen zum Sprunge fand, sie darf sich auf den heurigen Flachsbau nicht freuen, während jene, welche mit ihren Burschen hoch über das Feuer setzten, freudige Hoffnung auf langen Flachs nach Hause bringen; zum Lohne für das Springen erhält der Bursche ein »Köychl« vom Mädchen; der führt sie dann hinwieder zum Methe. Tiefenbach. Dieses Tanzen an beyden Zeitfesten deutet auf große heidnische Opferfeste des gesammten Volkes in Mitte Winters und zu Sommers Anfang dem Gotte des Gedeihens dargebracht.