§. 54. Altneuhaus,

ein zerstörtes Schloß an der Waldnaab, Windisch-Eschenbach gegenüber, von dem nur wenige Trümmer noch stehen.

Dort sieht man oft am hellen Mittage, während es Zwölfe läutet, eine weisse Jungfrau den Leuten des Weges winken, heranzutreten und die Schätze zu heben aus der offenen Truhe im Gewölbe. Die Frist dauert aber nur so lange als das Läuten; dabey hört man auch Musik.

[416] Auch während des Passions steht die Truhe offen; wer vor dessen Ende nicht draussen, bleibt ein ganzes Jahr eingeschlossen. Einer war ihr schon nahe, als das Läuten aufhörte und ihm die Jungfrau die Thüre vor der Nase zuschlug.

Aus Falkenberg ging Einer, der mit seinem Weibe in Unfrieden lebte, auf die Burg, um Vorgeiger zu werden, denn man vernimmt darin gar oft um Mittag harmonische Musik, die allmälig verklingt; er sprang in das Wasser, um sich zu ertränken. Doch reute es ihn, und man sieht noch die Spuren seiner Finger an dem Steine, wo er sich herausarbeiten wollte. Seitdem erscheint er an der Seite der Jungfrau.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Eilftes Buch. Erde. 5. Burgen. 54. Altneuhaus. 54. Altneuhaus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DB17-7