9.

Dieser Mann, der Fischmatz genannt, kam auf folgende Weise zu seinem Glücke. Sie sassen gerade zu Mittag am Tische. Auf einmal wird ein fürchterlicher Lärm, es waren die Holzhetzer, welche so bellten, [364] und zum Fenster, welches offen war und fast schnureben mit dem Boden hineinging, sprangen zwey Holzfräulein herein, über den Tisch hinüber und auf den Ofen hinauf, von wo sie nicht mehr herabgingen, so lange Jemand in der Stube war. – Die Leute liessen ihnen immer Etwas zu essen in der Schüssel, und das verzehrten sie, wenn die Stube leer war. Dafür haben sie den Tisch abgeräumt, und sind die Leute auf das Feld gegangen, haben sie gemistet, Hof und Haus zusammengeräumt und Wasser getragen.

Einmal sassen die Leute wieder beym Essen; da lachten die Holzfräulein auf dem Ofen und sagten, hierüber befragt: »Wir lachen, weil derselbige Hinkende über den Rousbaum hin nicht recht zum Tische kam, und die Anderen gar so fleissig mitessen.« – Wieder befragt, wen sie denn meynen, belehrten sie die Leute, ja keinen Löffel verkehrt auf den Tisch zu legen, das heißt mit der Höhlung nach oben: denn sonst essen die Anderen mit. Nun wußte man, daß sie die Geister meynten.

Wieder einmal sollte die Moad backen, und putzte dazu den Kübel recht sauber aus, und kehrte vor Allem das Mehl aus den Reifen sorgfältig heraus. Da sagten sie zu ihr: »Du wenn wüßtest, für was das Mehl gut ist, würdest du es eher zusammenthun und aufheben.«

Eines derselben wurde befragt, wie es denn gehe. Da sagte sie: »Sider daß die jungen Bäuerinen sind, dersider kann man kaum mehr leben: denn diese lecken die Schüsseln selber aus.«

[365] Ein paar Jahre haben sie so da verweilt und die Leute gar Vieles von ihnen gelernt, geheime Künste, um die Krankheiten zu vertreiben, Diebe zu bannen u.s.w. Da sind ihnen die Röckchen zerrissen und der alte Fischmatz ließ ihnen also zwey neue rothe machen und für sie auf den Tisch darlegen. Sie aber fingen zu seufzen und zu weinen an, weil sie fort müßten, denn sie hätten nun ihren Lohn bekommen, nahmen die Röckchen, und wie die Leute wieder eintraten, waren sie weg und sind nicht mehr gekommen.

Sie waren von menschlichem Aussehen, in Moos gekleidet, assen und arbeiteten wie Menschen; ihr Aufenthalt war der Dreyfaltigkeitsofen in der Stube, und als solcher hoch genug, daß sie nicht zu heiß bekamen.

Der Erzähler dieses, ein Weber von Bärnau, hörte diese Geschichte selbst gar oft aus dem Munde des Sohnes des Fischmatzen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Eilftes Buch. Erde. 4. Wald. 34. Sagen. 9. [Dieser Mann, der Fischmatz genannt, kam auf folgende Weise zu seinem]. 9. [Dieser Mann, der Fischmatz genannt, kam auf folgende Weise zu seinem]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DBE7-4