§. 33. Holzfräulein.

1.

Es kommt vorzüglich am oberen Böhmerwalde vor, gegen das Fichtelgebirge hin, und gehört zu denWaldgeistern, weil es sich besonders am dichten Walde aufhält.

Im Walde ist auch der Mays = Mies, welcher viele Schuhe lang oft von einem Baume gleich einem Seile zum andern hängt, von ihnen gesponnen: denn davon haben sie ihr Gewand.

Sie sind ganz klein, haben auf dem Ofen, auf [358] einem Baumstocke Platz, und gelten als Arme Seelen, welche von den Holzhetzern gar oft gehetzt, gefangen und zerrissen werden. Ihre Grösse übersteigt selten drey Schuh, ihr Gesicht ist mit Moos bedeckt; davon heissen sie auch Moosweiblein, aber selten, dafür öfter Hulzfral, Holzfralerl, Holzweibl.

Sie leben in der Ehe, paarweise zusammen und bekommen Kinder. Bärnau.

Die Verheiratheten wohnen in hohlen Bäumen, die Jugend nach Geschlechtern getrennt, gewöhnlich unter einem Unterständer auf Moosbettchen. Wenn sie Hochzeit halten, bitten sie die Menschen, ihnen beym Backen auch etwas mitzubacken, und wäre es nur ein Aschenküchlein. So man ihnen zu Gefallen ist, vergelten sie es mit Gold.

Sie waschen das Gesicht mit dem Thaue, der sich am Morgen in den Frauenmäntelchen findet, den Leib ziehen sie durch den Thau der Wiese. Mit Wollmoos trocknen sie sich ab, oder mit alten Fetzen, welche ihnen die Leute schenken. Neuenhammer.

Zu Neustadt kommt sie als kleines altes Weib, in Moos gekleidet, in der Adventzeit zu den Leuten und bleibt in der Stube auf dem Holz in der Hölle über Nacht, hat Holzschuhe an, und redet nicht; des anderen Morgens ist sie weg! – Nach der Beschreibung eines Webers aus Gefrees ist sie grau, von der Grösse einer Katze, fast wie ein Affe gestaltet.

Wenn sie kommen, soll man ihnen etwas bieten, Brod, Kartoffel, Getraide, Kletzen, niemals aber Fleisch. [359] Neustadt. – Um Luhe wirft man die Brosamen und Speisereste als Opfer für sie in den Ofen. – So oft man zu Bärnau Kücheln backt, oder Knödeln macht, darf die Bäuerin sie nicht in die Pfanne oder den Topf zählen, damit das Holzfräulein ihr Theil davon kriegt; dort nähren sie sich auch von den Ranfterln der Brodlaibe, über welche beym Backen das Kreuz nicht gemacht worden, also von ungepiptem Brode.

Für das, was sie erhalten, sind sie dankbar, und arbeiten Nachts in Küche, Stall und Hof, auch in der Stube.

Man fürchtet sie nicht; ihr Erscheinen deutet auf Glück, auf gute Zeiten. Wer sie beleidiget, den trifft Unglück. Neustadt.

Früher waren sie sehr häufig, z.B. im Oicha, dem Eichenwald bey Eschenbach.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Eilftes Buch. Erde. 4. Wald. 33. Holzfräulein. 1. [Es kommt vorzüglich am oberen Böhmerwalde vor, gegen das Fichtelgebirge]. 1. [Es kommt vorzüglich am oberen Böhmerwalde vor, gegen das Fichtelgebirge]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DE5A-A