[253] 2.

Die Leiche wird mit dem Gesichte gegen Morgen schauend in das Grab gelassen; hiedurch hat die Seele um eine Stufe bey Gott voraus. Während dessen erheben die Leidtragenden zum zweytenmale gewaltiges Wehklagen, Schreyen und Weinen unter stetem Händeringen. Vor Allem muß der Mann, dessen Weib begraben wird, dieser Sitte Genüge thun, wenn er nicht als Weiberwolf verschrieen werden will. Doch kennen sich die Nachbarinen ganz gut aus, ob es ihm hiemit Ernst ist oder nicht; ihrem kundigen Blicke entgeht er nicht, und in die eigenen Ohren hört er das Urtheil: »Der läßt die Brodrinde vom Leichtrunke auch nicht schimmelig werden bis zum nächsten Heiratstage!«

Bey dem Einlassen in die Grube darf keiner der Todengräber erschrecken, sollte ihm auch das Seil reissen oder sonst etwas unrichtig vor sich gehen; er bekäme unfehlbar das Hinfallende.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Erster Theil. Viertes Buch. Der Tod. 4. Der Gang zum Freidhof. 2. [Die Leiche wird mit dem Gesichte gegen Morgen schauend in das Grab]. 2. [Die Leiche wird mit dem Gesichte gegen Morgen schauend in das Grab]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E080-7