15.

Ueber die Natur des Wechselbalges herrscht bey Roding eine eigenthümliche Ansicht. Hienach ist der Wechselbalg ein Kind, das sich aus einem leblosen Körper entwickelt, und dann verschwindet, wenn man es am sichersten zu haben vermeynt.

In einer Rockenfahrt waren lustige Dirnen beysammen. Da hieß es auf einmal: »Wer traut sich jetzt noch in tiefer Nacht zum Kalkofen bey Klessing?« Denn dort sollte es waizen. Eine rüstige Dirne erbot sich dazu und versprach als Wahrzeichen, einen Ziegelstein davon mitzubringen.

Glücklich dort angekommen, nahm sie einen Ziegelstein und that ihn in ihre Schürze. Doch auf dem Heimwege ward es lebendig im Fürtuche, und es schrie [192] ein Kindlein daraus hervor. Das Mädchen erschrack zwar darob, doch hatte sie Erbarmen mit dem kleinen Wesen und wollte sogleich damit in den Pfarrhof zur Taufe gehen.

Aber als sie durchs Holz kam, schrillerte es von einer Tanne herab: »Seppo, laß dich nicht wippeln, nicht wappeln.« – Darauf entgegnete das Kind ganz hastig in dem Polster, in den es die Dirne gelegt hatte: »O bey Leibe nicht!« – und war verschwunden.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Erster Theil. Drittes Buch. Die Mutter und ihr Kind. 8. Auswechseln und Wechselbalg. 15. [Ueber die Natur des Wechselbalges herrscht bey Roding eine eigenthümliche]. 15. [Ueber die Natur des Wechselbalges herrscht bey Roding eine eigenthümliche]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E1FA-D