7.

In früherer Zeit hatte eine Verwandte der Erzählerin in Hirschau den Neid ihrer Nachbarin auf sich gezogen: denn sie war jung und schön und es ging ihr gut. An einem Weihnachtsabende erhielt sie von dieser drey Aepfel zum Geschenke, und schnitt einen davon in zwey Hälften, um sie unter ihre beyden Kinder zu vertheilen: dem kleineren Mädchen aber schälte sie die Hälfte und putzte auch das Kernhaus aus, weil es so stockig und durch Flachsagen verunreinigt war. Kaum hatte das ältere Mädchen seine Hälfte gegessen, als es ganz bösartig wurde, sich nicht mehr bey seinem Namen wollte nennen lassen, durch die Nase sprach und sogar dasjenige, was in der Ferne geschah, vorher wußte. Der Zustand ward täglich ärger, und man hielt das Kind für besessen und rief den Geistlichen. Der befrug den bösen Geist in folgender Weise:

Fr.: Wie kamst du in das Mädchen?

A.: Die alte Kramerin kaufte mich aus Neid um drey Pfennige in den Apfel, wovon das Mädchen aß.

Fr.: Bist du allein?

A.: Jetzt schon: doch waren unser 99; die anderen 98 liegen auf dem Miste, weil die Mutter sie mit dem Kernhause hinauswarf: diese tragen mir nun alles zu, was ausser dem Hause geschieht, darum weiß ich Alles.

[73] Fr.: Du mußt fort: wo willst du hin?

A.: In ein ungebundenes Faß.

Fr.: Was ist das?

A.: Ein Weib ohne Ring.

Fr.: Bestimme einen andern Ort!

A.: In ein Schwein.

Fr.: Warum?

A.: Wenn der Metzger das Schwein sticht, hänge ich mich an das Blut am Messer, und komme so mit dem Messer in den Mund des Metzgers.

Fr.: Suche einen andern Ort!

A.: In eine Schmelcher: die Leute stüren sich damit die Zähne, und ich komme so in ihren Mund.

Da bannte der Geistliche den Teufel aus dem Mädchen heraus bis an die Zungenspitze: weiter ging dieser nicht, und war dabey gar froh, daß er aus dem verwickelten Herzen herausgekommen sey. Der Geistliche hatte übersehen, ihn mit dem gesalbten Finger von der Zungenspitze herabzustreichen.

Man ließ also einen Jesuwiter kommen, der über den Teufel Herr wurde und ihn in das Kühloch hinter dem Kricklhof bey Hirschau, wohin viele Teufel und Geister vertragen werden, verbannte.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Erster Abschnitt. 2. Teufel. 15. Den Teufel hineinwünschen. 7. [In früherer Zeit hatte eine Verwandte der Erzählerin in Hirschau]. 7. [In früherer Zeit hatte eine Verwandte der Erzählerin in Hirschau]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E50B-9