7.

Eine Sage, durch die ganze Oberpfalz verbreitet, ist auch Folgende:

Eine Magd legte sich immer sehr spät nieder. Dieß fiel dem Knechte auf, der sie gerne sah. Eines Abends versteckte er sich hinter dem Kienofen, um die Dirne zu belauschen. Wirklich kam diese etwa gegen zehn Uhr herein, zündete drey Schleissen an, überschrieb sie und steckte sie in den Leuchter. Darauf ging sie hinaus. Wie nun die Schleissen bald verbrannt gewesen sind, zündete der Knecht drey neue an und überschrieb sie gerade so wie die Dirne es gethan. Kaum war er wieder in seinem Verstecke, so kam auch die Dirn, um nach den Spahnleuchten zu schauen. Voll Verwunderung, sie noch brennend zu finden, sprach sie vor sich hin; »Nun muß ich frey wieder gehen und das Kind der Nachbarin noch gar erdrucken.« Da schrie ihr der Knecht hinter dem Ofen hervor: »So, bist du die Drud? Weil ich dich nur erwischt habe!« Sie aber rief entgegen: »O Herr, vergelts Gott, weil ich nur einmal erlöst bin. Jetzt kannst du zum Kinde gehen, du hast dir die Schleissen selbst angezündet.« – Von nun an mußte der Knecht drucken und oft zwey bis drey Stunden herumlaufen, bis [219] er Jemanden erwischte, weil die Meisten das Drudenkreuz ober der Thüre und an der Bettlade, oder einen Spiegel auf dem Bette hatten. Neukirchen. Bärnau. Neustadt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Erster Theil. Drittes Buch. Die Mutter und ihr Kind. 11. Die Drud. 4. Sagen. 7. [Eine Magd legte sich immer sehr spät nieder. Dieß fiel dem Knechte]. 7. [Eine Magd legte sich immer sehr spät nieder. Dieß fiel dem Knechte]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E684-D