[181] 11.
Die Hexe führt die Gelte, das Gefäß, in welches die Milch gemolken wird, und gehört somit einem Volke an, welches sich vorzugsweise der Viehzucht hingab. Dieses nähert die obpf. Hexe der Nordischen Hulda, welche nach Grimm (D.M. 250) der Viehweide und dem Melken vorstand, während die Deutsche es mit Spinnen und Ackerbau hielt. Auch kommt hier zu Hilfe, daß Hexen und Schrazeln in der O. Pfalz dem Vieh auf der Weide die Milch nehmen.
Anderseits scheint der feurige Mann, welcher von hinten einer Backmulde gleicht und gar oft wegen Verrückung der Ackergränze spucken muß, ein Feind der Viehzucht zu seyn: von Verunreinigung der Gelten führt er seinen unschönen Beynamen.
Man möchte daher auf einen Kampf rathen, welchen der Ackerbau zu bestehen hatte, um sich Eingang zu verschaffen bey einem Stamme, der ihm noch abgeneigt war, oder vielmehr auf einen Widerstand der nördlichen Stämme gegen das Heraufrücken der südlichen. Den Germanen jenseits der Donau war es nämlich leicht gemacht, den Ackerbau aufzunehmen, da sie hier bey der Einwanderung ackerbauende Kelten und Romanen antrafen und durch diese auch fernerhin das urbare Land bearbeiten liessen. Zwischen Donau und Mayn aber, an Vils und Naab, in den wilden Wäldern des Hügellandes, welches zum herkynischen und Böhmerwalde zählte, mochte Viehzucht länger haften und Ackerbau erst auf Andringen der gebietenden Herren auf den ausgerodeten Waldflächen sich Bahn brechen.
[182] Auf einen ähnlichen Kampf der Kultur sind wir schon früher gestossen, bey den Holzweibchen, welche den Flachsbau unter sich haben und darum vom wilden Jäger gehetzt und zerrissen werden, es wäre denn, daß der Mensch im Walde, den er für die Kultur hinwegräumt, auf den Baumstöcken durch Einhauen gewisser Zeichen eine Stätte des Friedens schafft.