Die Thränen

Thränenbilder, sei gepriesen,
Für die Thränen, die so süß
Von den Wangen niederfließen,
Wie der Thau im Paradies.
Wenn die heiße Last der Qualen
Meine müde Seele drückt,
Und mein Aug' mit matten Strahlen
In den Staub des Elends blickt;
Ach, so macht die Silberquelle,
Strömend meinem Herzen Luft,
Und mein Aug', von Thränen helle,
Blickt hinauf durch Kerkerduft!
Und den Himmel seh' ich wieder;
Engel schauen, däucht es mich,
Gnadelächelnd auf mich nieder
Und mein Herz erleichtert sich.
Oft sah ich in Thränenbächen
Gottes Sonne schön und mild
Sich in tausend Strahlen brechen
Und des Regenbogens Bild.
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Ach, da denk' ich, Gottes Höhen
Siehst du schon wie Stephanus!
Siehst schon Jesum Christum stehen,
Giebst ihm schon den Trauungskuß.
Wann ich im Gefühl der Sünde
Eine Thräne weinen kann,
Und den Wonnetrost empfinde:
Jesus nimmt die Sünder an;
O wie leicht wird's da dem Herzen,
Wenn die Angst in Thränen schmelzt,
Das Gefühl gehäufter Schmerzen
Wird gleich Hügeln weggewälzt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schubart, Christian Friedrich Daniel. Gedichte. Gedichte. Geistliche Lieder. Allgemeineren Inhalts. Die Thränen. Die Thränen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0162-7