Die Feuerwerkerstochter
Auf waldigem Boden, im grünen Moose
Umwebt's den Baum, wie Schimmer der Rose,
Wie Nelkendunkel, wie Tulpenlicht,
Wo liebliche Jugend den Reigen flicht.
Schwarzbraune Maid, die schlanke, bleiche,
Die tanzt am fliegendsten um die Eiche,
Hat Augen reg wie ein Sonnenreif,
Und Brauen schwarz wie ein Pulverstreif.
Vor ihrer Blicke Stralengarben
Erlöschen die Blumen, die rosigen Farben,
Sie steigt aus Allen, sie strebt mit dem Wind:
Drum ist sie des Feuerwerkerskind.
Erwachsen unter den glühenden Sonnen,
Besprengt vom Stral der sprühenden Bronnen,
Bewacht vom äugelnden Feuerrad,
Das Haupt gekehrt zum Raketenpfad;
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So ist sie gediehen, zum Glanz erlesen,
Die kühne Gespielin der feurigen Wesen,
Sie mischt in heitere Jugendpracht
Die plötzliche Flamme, den Ernst der Nacht.
Ein Knabe steht abseits vom Reigen,
Versunken in süßes, schauendes Schweigen,
Er blickt aus schwarzem Auge so hell:
Das ist des Feuerwerkers Gesell.
Und was er von farbigen Feuern geboren,
Das flieget, das braus't ihm vor Augen und Ohren,
Die hellen Springquellen, das römische Licht;
Er lauschet mit Wonne dem innern Gesicht.
Doch nach dem Schimmer und nach dem Gesause
Schleicht er geblendet, betrübt nach Hause,
Die Sonne sinkt, der Morgen glüht,
Sein Feuerglück hat ausgeblüht.
Nur rußiges Korn wird jetzt gedroschen,
Die Jungfrau sitzt und spinnt erloschen,
Kein Funk' aus ihrem Auge hellt
Des finstern Stübchens öde Welt.
In stiller Hoffnung schafft der Junge,
Stampft voll die Form zu künftigem Schwunge:
»Bald loderst auf, du schlummerndes Korn!
Bald springt auch der Liebe vergrabener Born.«