4. Bekanntschaft

Hinein in das Haus
Zu Labung und Schmaus
Nach früh durchwandertem Morgen!
Dort sitzt schon ein Gast –
Er ist mir verhaßt,
O wär' ich allein und geborgen!
Jetzt spricht er mich an.
Ein herzlicher Mann!
Wie glüht er von Wanderungswonne!
Wie duftet sein Wort
Nach Zeit und nach Ort
Von Waldluft, Frühling und Sonne!
Wir sind ja schon eins!
Es fließt uns des Weins
Gefühlaufwühlende Quelle.
Ich öffne mit Lust
Dem Fremden die Brust,
Ich zeig' ihm die heimlichste Stelle.
Die Becher sind leer,
Das Scheiden wird schwer,
Als wären wir Jahre beisammen.
Jetzt trag' ich allein
Ins Blaue hinein
Die wallenden, schmerzlichen Flammen. –
[37]
Was hast du gemacht?
Was hast du gedacht?
Bist wieder zu jung gewesen!
Hast wieder du nicht
In einem Gesicht
Zu viel, viel zu vieles gelesen?
Du alterndes Herz!
Ei, mußt du mit Schmerz
Auch so noch die Jugend empfinden?
Stets liebest du neu,
Hoffst wieder auf Treu,
Dich wieder betrogen zu finden?

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schwab, Gustav. Gedichte. Gedichte. 1. Lieder und vermischte Gedichte. Wanderlieder eines Mannes. 4. Bekanntschaft. 4. Bekanntschaft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-09AF-1