William Shakespeare
Antonius und Cleopatra
[686] Personen
Marcus Antonius,
Octavius Cäsar,
M. Ämilius Lepidus, Triumvirn
Sextus Pompejus,
Domitius Enobarbus,
Ventidius,
Eros,
Scarus,
Dercetas,
Demetrius,
Philo, Freunde des Antonius
Mäcenas,
Agrippa,
Dolabella,
Proculejus,
Thyräus,
Gallus, Freunde des Cäsar
Menas,
Menecrates,
Varrius, Freunde des Pompejus
Taurus, Oberbefehlshaber unter Cäsar
Canidius, Oberbefehlshaber unter Antonius
Solius, ein Offizier in der Armee des Ventidius
Euphronius, ein Gesandter des Antonius an Cäsar
Alexas,
Mardian,
Seleucus,
Diomedes, im Dienste der Cleopatra
Ein Wahrsager
Ein Bauer
Cleopatra, Königin von Ägypten
Octavia, Cäsars Schwester, Gemahlin des Antonius
Charmion,
Iras, im Dienste der Cleopatra
Hauptleute, Soldaten, Boten und Gefolge
[686]Erster Aufzug
Zweite Szene
Herzens Alexas, süßer Alexas, ausbündigster Alexas, du allersublimiertester Alexas, wo ist der Wahrsager, den du der Königin so gerühmt? O kennte ich doch diesen Ehemann, der, wie du sagst, seine Hörner für Kränze ansieht! –
Nun ein recht schönes Glück: laß mich an einem Vormittage drei Könige heiraten und sie alle begraben; laß mich im funfzigsten Jahr ein Kind bekommen, dem Herodes, der Judenkönig, huldigt: sieh zu, daß du mich mit dem Octavius Cäsar verheiratest und meiner Gebieterin gleich stellst.
So werden meine Kinder wohl ohne Namen bleiben: – sage doch, wie viel Buben und Mädchen bekomme ich noch? –
Nein, wenn eine feuchte Hand nicht ein Wahrzeichen von Fruchtbarkeit ist, so kann ich mir nicht das Ohr kratzen. – Bitte dich, sag ihr nur ein Alltagsschicksal!
O Himmel, beßre unsre bösen Gedanken! Alexas, komm; dein Schicksal, dein Schicksal! O laß ihn ein Weib heiraten, das nicht gehn kann, liebste Isis, ich flehe dich! Und laß sie ihm sterben, und gib ihm eine Schlimmere, und auf die Schlimmere eine noch Schlimmre, bis die Schlimmste von allen ihm lachend zu Grabe folgt, dem funfzigfältigen Hahnrei! Gute Isis, erhöre dies Gebet, wenn du mir auch etwas Wichtiges abschlägst; gute Isis, ich bitte dich! –
Amen! Liebe Göttin, höre dieses Gebet deines Volkes! Denn wie es herzbrechend ist, einen hübschen Mann mit einer lockern Frau zu sehn, so ist's eine tödliche Betrübnis; wenn ein häßlicher Schelm unbehornt einhergeht: darum, lebe Isis, sieh auf den Anstand, und send' ihm sein verdientes Schicksal!
Nun seht mir! Wenn's in ihrer Hand stände, mich zum Hahnrei zu machen, sie würden zu Huren, um es zu tun.
Nun, dann bringen wir alle unsre Weiber um: wir sehn ja, wie tödlich ihnen eine Unfreundlichkeit wird: wenn sie unsre Abreise überstehn müssen, so ist Tod die Losung.
Ist eine Notwendigkeit da, so laßt die Weiber sterben. Schade wär's, sie um nichts wegzuwerfen: aber ist von ihnen und einer wichtigen Sache die Rede, so muß man sie für nichts rechnen. Cleopatra, wenn sie nur das Mindeste hievon wittert, stirbt augenblicklich: ich habe sie zwanzigmal um weit armseligem Grund sterben sehn. Ich denke, es steckt eine Kraft im Tode, die wie eine Liebesumarmung [693] auf sie wirkt, so ist sie mit dem Sterben bei der Hand.
Ach nein, Herr, nein; ihre Leidenschaften bestehn aus nichts, als aus den feinsten Teilen der reinen Liebe. Diese Stürme und Fluten können wir nicht Seufzer und Tränen nennen: das sind größere Orkane und Ungewitter, als wovon Kalender Meldung tun. List kann das nicht sein: wenn es ist, so macht sie ein Regenwetter so gut als Jupiter.
O Herr, dann hättet Ihr ein wundervolles Meisterwerk ungesehn gelassen: Euch diese Freude versagen, würde Eure Reise um allen Kredit gebracht haben.
Nun, Herr, so bringt den Göttern ein Dankopfer! Wenn es ihrer himmlischen Regierung gefällt, einem Mann seine Frau zu nehmen, so gedenke er an die Schneider hier auf Erden, und beruhige sich damit, daß, wenn alte Kleider aufgetragen wurden, diese dazu gesetzt sind, neue zu machen. Gäbe es nicht mehr Weiber, als Fulvia, so wäre es allerdings ein Elend, und die Geschichte stände schlimm. Dieser Gram ist mit Trost gekrönt: aus Euerm alten Weiberhemd läßt sich ein neuer Unterrock machen: und in der Tat, die Tränen müssen in einer Zwiebel leben, die um diesen Kummer flössen.
Und die Unruhe, die Ihr hier erregt habt, erlaubt nicht, daß Ihr geht: besonders die der Cleopatra, die allein von Eurem Hiersein lebt.
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Oder wenn ihr euch einer des andern Freundschaft für den Augenblick borgt, könnt ihr sie, wenn vom Pompejus nicht mehr die Rede ist, wieder zurückgeben: ihr mögt Zeit zu zanken finden, wenn ihr sonst nichts anders zu tn habt.
Wir haben Ursach', froh zu sein, daß alles sich so gut entwirrt hat. Ihr habt's euch indessen in Ägypten wohl sein lassen?
Das war nur wie eine Fliege gegen einen Adler; wir hatten viel andre ungeheure Dinge bei unsern Festen, die wohl wert waren, daß man darauf achtete.
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Dein Vater, Pompejus, wäre nimmer diesen Vergleich eingegangen. – Ihr und ich haben uns schon gesehn, Herr.
Solchen Landdienst leugne ich ab. Aber gebt mir die Hand, Menas: hätten unsre Augen jetzt Vollmacht, so würden sie hier zwei sich küssende Diebe ertappen.
Sehr gewiß, Herr. Wir dachten nicht, Marcus Antonius hier zu treffen. Sagt doch, ist er mit Cleopatra vermählt? –
Ich denke, in dieser Angelegenheit tat die Politik mehr für die Heirat, als die Liebe der Vermählten.
Das denk' ich auch. Aber Ihr sollt sehn, das Band, das ihre Freundschaft zu verknüpfen scheint, erwürgt ihre Verbrüd'rung. Octavia ist von kaltem, stillen Temperament.
Der nicht, der selbst nicht so ist; und das ist Marc Anton. Sein ägyptisches Mahl wird ihn zurückziehen: dann werden Octavias Seufzer Cäsars Feuer anfachen, und wie [725] ich vorhin sagte: was die Befestigung ihres Bundes scheint wird die unmittelbare Veranlassung ihrer Entzweiung werden. Antonius wird seine Liebe zeigen, wo sie ist; hier hat er nur seinen Vorteil geheiratet. –
Siebente Szene
Gleich werden sie hier sein, Kam'rad; ein paar von diesen edlen Bäumen sind nicht mehr im Boden festgewurzelt, der kleinste Wind kann sie umwerfen.
Wie nur einer dem andern den wunden Fleck berührt, ruft er: »Haltet ein!« und macht, daß jeder sich seinen Friedensworten und er sich dem Becher ergibt.
Das kommt dabei heraus, in großer Herren Gesellschaft Kam'rad zu sein; ebenso gern hätte ich ein Schilfrohr, das mir nichts mehr nutzen kann, als eine Hellebarde, die ich nicht regieren könnte.
In eine große Sphäre berufen sein, und sich nicht einmal darin bewegen können, ist wie Löcher, wo Augen sein sollten; was das Gesicht jämmerlich entstellt.
Eure ägyptische Schlange wird also durch die Kraft eurer Sonne aus eurem Schlamm ausgebrütet; so auch euer Krokodil? –
Ja, das muß wahr sein, diese ptolomäischen Pyramichien, sagt man, sind allerliebste Dinger; in allem Ernst, das sagt man.
Es hat eine Gestalt, Herr, wie es selbst, und ist so breit, als seine Breite beträgt; just so hoch, als es hoch ist, und bewegt sich mit seinen eignen Gliedern; es lebt von seiner Nahrung, und haben seine Elemente sich aufgelöst, so wird ein neues Wesen aus ihm.
Lied
Komm, du König, weinbekränzt,
Bacchus, dessen Auge glänzt:
Du verjagst die Leidgedanken!
In den Locken Epheuranken,
Trinkt, bis alle Welten schwanken,
Trinkt, bis alle Welten schwanken! –
Dritter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Cäsar, nachdem er ihn im Krieg wider Pompejus gebraucht, verweigert ihm jetzt alle Mitgenossenschaft; läßt ihm keinen Teil an dem Ruhm des Feldzugs; und damit nicht zufrieden, beschuldigt er ihn, vormals dem Pompejus Briefe geschrieben zu haben; auf seine eigne Anklage setzt er ihn fest, und so ist's nun mit dem armen dritten Mann vorbei, bis Tod sein Gefängnis öffnet.
Sechste Szene
Siebente Szene
Achte Szene
Neunte Szene
Zehnte Szene
Elfte Szene
[754]
Vierter Aufzug
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Siebente Szene
Achte Szene
Neunte Szene
Zehnte Szene
Elfte Szene
Zwölfte Szene
[775]
Dreizehnte Szene
[777]
Fünfter Aufzug
Erste Szene
[782]
Zweite Szene
Ja freilich; aber ich möchte nicht der Mann sein, der's Euch riete, Euch mit ihm abzugeben, denn sein Beißen ist ganz unsterblich: die, welche daran verscheiden, kommen selten oder nie wieder auf.
Sehr viele; Mannsleute und Frauensleute dazu: ich hörte ganz kürzlich, noch gestern, von einer, ein recht braves Weib, nur etwas dem Lügen ergeben (und das sollte eine Frau nie sein, außer in redlicher Art und Weise), die erzählte, wie sie an seinem Biß gestorben war, was sie für Schmerzen[792] gefühlt. Mein' Seel', sie sagt viel Gutes von dem Wurm; aber wer den Leuten alles glauben will, was sie sagen, dem hilft nicht die Hälfte von dem, was sie tun. Das ist aber auf jeden Fall eine inkomplete Wahrheit: der Wurm ist ein kurioser Wurm.
Seht Ihr, dem Wurm ist nicht zu trauen, außer in gescheiter Leute Händen; denn mein' Seel', es steckt nichts Gutes in dem Wurm.
Denkt doch nicht, ich wäre so dumm, daß ich nicht wissen sollte, der Teufel selbst werde kein Weibsbild essen. Ich weiß, ein Weibsbild ist ein Gericht für die Götter, wenn's der Teufel nicht zugerichtet hat; aber mein' Seel', diese Hurensöhne von Teufeln machen den Göttern viel Verdruß mit den Weibern: denn von jedem Dutzend, das sie erschaffen, verderben ihnen die Teufel sechse.
- Rechtsinhaber*in
- TextGrid
- Zitationsvorschlag für dieses Objekt
- TextGrid Repository (2012). Shakespeare, William. Tragödien. Antonius und Cleopatra. Antonius und Cleopatra. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0CFA-E