[Wan mir so stäth von augen]

[213][218]
Wan mir so stäth von augen
Die regen fallen ab,
Vnd gsicht will nit mehr taugen,
Auch kaum mehr geister hab;
Laß ich mein haupt geschwinde
Zur seiten sincken hinn,
Vnd seufftz dan also linde,
Mit sanfftem anbegin.
[218]
Das hertz hebt an zu zagen,
Schlagt an so sittiglich
Vnd fahret fortt zu schlagen
Daß es laut jämerlich,
Bald immer, immer weiter
Nimbt zu der hertzenschlag;
Die seufftzer auch zur leiter
Auffklimmen allgemach.
In lufft sie sich erschwingen,
Mit einer mänge groß;
Durch wolcken sich erdringen,
Biß recht in Gottes schoß.
Da zeigens ihm das hertze,
So sie mitt weg geführt;
Das brint gleich einer kertze,
Von Jesu lieb gerührt.
O frommer Gott so milde,
Diß hertz wir schencken dir:
Nims vnter deinem schilde,
Wend ab all böß begier.
Es brint in Jesu liebe,
Von flammen also klar;
Wans nur dein athem triebe,
Wurds brinnen immerdar.
Ach blaß hinein so linde,
Daß es noch brinnet mehr,
Vnd schaff das Jesum finde,
Warnachs verlanget sehr:
Mögts ie nur einmahl fassen
Jesum sein Ehrenholt,
Nie wurd es dan ablassen,
Es ewig brennen solt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Spee, Friedrich. Gedichte. Geistliche Lieder aus dem Güldenen Tugendbuch. [Wan mir so stäth von augen]. [Wan mir so stäth von augen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-12EF-4