[143] Die Spiegel

[144]

Der Flüchtling

Da sich mein Leib
in jener Gärten Zaubergrund verirrte,
Wo blauer Schierling
zwischen Stauden dunkler Tollkirschblüten stand,
Was hilft es, daß ein später Tagesschein
den Knäuel bunter Fieberträume mir entwirrte,
Und durch das Frösteln grauer Morgendämmerungen
sich mein Fuß den Ausweg fand?
Von jener Nächte
frevelvollen Seligkeiten
Gärt noch mein Blut
so wie mit fremdem Fiebersaft beschwert
Und aus dem Schwall der Stunden,
die wie hingejagte Wolken mir entgleiten,
Bleibt tief mein Traum
wie über blaue Heimatseen in sich selbst gekehrt.
Um meines Lebens
ungewisse Schalen neigen
Und drängen sich die Bilder,
die aus Urwaldskelchen aufgeflogen sind,
Und meine Wünsche wollen,
wilde Vogelschwärme, in die Tannenwipfel steigen,
Und meine Seele schreit,
wehrlose Wetterharfe unterm Wind.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Stadler, Ernst. Gedichte. Der Aufbruch. Die Spiegel. Der Flüchtling. Der Flüchtling. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-146B-B