[344] [347]An meinen Freund, den edlen Ritter und Sänger, Friedrich Baron de la Motte Fouqué
Im November 1819.
Zum Götterberge wallen, die Thrän' im Blick,
Und Weihrauchsperlen zündend am Sühnaltar,
Zeus Zwillingstöchter: Reue, Bitte –
Mählig entschwebt's, wenn auf Götterstirnen
Ein Wölkchen dämmernd weilte; willkommener
Empfang begrüßet tröstend die Sühnenden;
Am Fuß der Thronensitze deutet
Ihnen ein Wink den bestinmten Sessel –
Wir Erdensöhne, brechliches Machwerk, taub
Der innern Stimme, meidend das Bessere,
Uns links hin wendend, unser Pförtchen
Wollten wir schließen, wenn bittend anklopft
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Des Nachbars Reue? – Edler, Du zürnest nicht
Dem stummen Freund', und bietet mein Täubchen Dir
Dies Friedensölblatt, o ich schau, wie
Freundlich Du streichelst die Abgesandtinn!
Mir sandtest Gruß und Täflein, und sandtest Du
Des Feiersanges Adeler, dienstbar Dir
In hohen Lüften, treu wie Deinen
Rittern ihr Falk bei dem Federspiele.
Ich horchte hoch auf, ahnend den Fittigschlag
Des Wohlbekannten, schmeichelnd umkreis't er mich,
Die Flamm' im Auge, sie gefacht von
Dir, an dem heiligen Freundschaftsheerde.
Doch Deines Freundes Leyer und Griffel schwieg!
Verzeih's in Wehmuth! Weißest ja, welcher Gram
Mich abzehrt, kennst ja Sie, der Krankheits-
Bürde nicht dämpfet des Geistes Fackel.