d.

Der Hof zu Jürden liegt recht einsam, von allen Dörfern weit entfernt. Um dieser einsamen Lage willen, hatten die Bewohner des Hofes ehemals viel zu leiden von den Tatern, die hier häufig zu betteln und zu stehlen kamen, und mußten, um nichts Ärgeres zu erfahren, doch suchen, mit ihnen auf gutem Fuße zu bleiben, und verkehrten daher freundlich mit ihnen. Einst wollte der Hausmann zu Jürden nach Westerstede. Wie er in die Nähe von Hüllstede bei den Richbömen ankommt, sieht er am Wege einen Haufen Tatern, die sich ein Feuer angemacht haben und an demselben eine Katze braten. Gern wäre er ausgewichen, aber er merkt, daß er schon gesehen ist, geht unbefangen zu dem Haufen und wird als alter Bekannter mit ausgelassener Fröhlichkeit empfangen. Freundlich bietet er allen die Hand, sagt, daß er so zufällig daher komme, und nun sich doch eine frische Pfeife anzünden wolle. Die Tatern nötigen ihn zu bleiben und mit von ihrem Braten zu essen. Den Jürdener schaudert vor solcher Speise, aber er darf sich nichts merken lassen, kommt aber endlich auf seine dringenden Bitten los, weil er vorgibt, daß er in Westerstede ganz dringende Geschäfte zu verrichten habe. Sobald er fertig sei, wolle er zurückkommen und an ihrer Mahlzeit teilnehmen. Als er nun seinen Tabak aus der Tasche zieht und aufstopfen will, dringen sie ihm von ihrem stinkenden[282] Tabak auf, und er kann nicht anders, er muß davon stopfen, anzünden und wenigstens so lange rauchen, bis er ihnen aus dem Gesichte ist. – Ein andermal, an einem heißen Erntetage, war die Hausfrau allein zu Hause; alle andern waren auf dem Ackerfelde, denn es gab viel zu tun. Auch aus den nächsten Dörfern waren Arbeitsleute geholt, und diese waren mit ihren Kindern gekommen, die nun zusammen mit den Kindern des Hauses im Hause umherspielten. Da kam ein ganzer Haufe Zigeuner auf das Haus zu. Die Frau bemerkte es zeitig. Klug und entschlossen bringt sie die Kinder hinter das Haus nach einem Haufen Bauholz und ermahnt sie, tüchtig mit Hämmern und Holzstücken darauf los zu klopfen und ja nicht einzuhalten. Dann nimmt sie ein ganzes Brot und einen ganzen Käse, geht dem Haufen bis vor das Hoftor entgegen und spricht recht freundlich mit ihnen. Sie erzählt ihnen, daß sie gerade zur verkehrten Zeit kämen, da sie mehrere Zimmerleute in Arbeit und viel zu tun hätten, wie sie an dem Klopfen auch wohl hören könnten. Sie möchten sich doch jetzt wieder entfernen und zu einer gelegeneren Zeit wiederkommen. Während dessen zerschneidet sie das ganze Brot und den ganzen Käse und verteilt dies unter die Zigeuner. Halb durch die Freigebigkeit, halb durch die klugen Worte der Frau lassen sich die Zigeuner zum Abzuge bewegen.

Auf dem Klosterhof Lindern liegt in der Hohenburg ein Schatz: 197h. Auf dem Hofe hat ein Kriegslager vorgespukt: 162c. – In Grabstede auf dem Stockwege sind zwei Linden, zwischen welchen Hexen auf dem Seile tanzen: 219b.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Zweiter Band. Drittes Buch. Erster Abschnitt. C. Varel und die friesische Wede. 512. Bockhorn und Neuenburg. d. [Der Hof zu Jürden liegt recht einsam, von allen Dörfern weit entfernt]. d. [Der Hof zu Jürden liegt recht einsam, von allen Dörfern weit entfernt]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2134-F