223.

Zahlreicher sind schon die Mittel, Hexen zu erkennen. Im Allgemeinen gelten fast alle alten Frauen mit roten triefenden Augen für Hexen, namentlich werden dieselben verdächtig, wenn sie einen Bart haben und sprechen wie ein Mann. Weiber vom fahrenden Volke, fremde Händlerinnen, ältere Frauen, die sich einsam halten, keinen Verkehr pflegen, oder ein abstoßendes Wesen zur Schau tragen bei wenig vertrauenerweckendem Aussehen, oder Frauen, deren Vergangenheit nicht einwandfrei gewesen ist oder gewesen sein soll, werden mit Vorliebe für Hexen angesehen. Aber es gibt ja auch hübsche Mädchen und Kinder und Männer unter den Hexen. Man bedarf also noch bestimmterer Zeichen, und man hat deren. Viele Hexen haben Asche unter den Füßen. Wo also Fußspuren von Asche angetroffen werden, kann man auf eine Hexe schließen. Wer hinter einem Wiesel herlaufend fällt, wird für keinen Guten gehalten (Saterld.) Wenn die Leute aus der Kirche gehen und man sieht ihnen durch ein Venerabile nach, so gehen die Hexen auf den Köpfen (Saterld.) Sieht der Geistliche bei Erteilung des Segens durch die Monstranz auf die versammelte Gemeinde, so sitzen die Hexen mit abgewandtem Gesichte da und drehen dem Altare den Rücken zu (Lastrup). Wenn man zum Gottesdienste rücklings in die Kirche und bis zum Altare geht, so sieht man die Hexen von oben wie Bienenkörbe gestaltet (Zwischenahn). Wenn man am Pfingstmorgen[420] einen Kranz von Brombeerwurzeln in seinen Hut legt und damit zur Kirche geht, so erscheinen alle Hexen mit einem Achtelsfasse auf dem Kopfe (Saterld.) Wenn man ein Ei, das am Gründonnerstage gelegt ist, am Charfreitage in die Tasche steckt und damit zur Kirche geht, so kann man die Hexen tanzen sehen (Oldenburg, Münsterland).

a.

Zwei Schuster zu Wildeshausen saßen einst neben einander in der Kirche. Da sagte der eine zu dem zweiten: »Es gibt viele Hexen in Wildeshausen, und sie sind alle hier in der Kirche; willst du sie sehen, so sieh nur über meine linke Schulter, sie haben alle Körbe auf dem Kopfe und ihr Trompeter (und dabei bezeichnete er einen dritten wohlbekannten Schuster) ein Sieb.« Der zweite Schuster erzählt, beinahe habe er sich durch seine Neugier verleiten lassen; aber wie er im Begriff gewesen, sie zu befriedigen, sei er von einem Angstschauer durchrieselt, und ihm sei eingefallen, daß der andere wohl gar das Schichtkieken an ihn los werden wolle.

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Achter Abschnitt. C. Hexen. 223. [Zahlreicher sind schon die Mittel, Hexen zu erkennen. Im Allgemeinen]. a. [Zwei Schuster zu Wildeshausen saßen einst neben einander in der]. a. [Zwei Schuster zu Wildeshausen saßen einst neben einander in der]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2388-1