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Ein Bauer im Amte Friesoythe sah kurz nach dem Tode eines Hausgenossen und Familienmitgliedes eine weiße Gestalt auf der Diele und hinter den Kühen. Obgleich er an dem weißen Gewande sah, daß es ein guter Geist, auch wohl ahnte, daß es die verstorbene Person sei, wagte er doch lange nicht, sie anzureden, bis er es endlich auf den Rat eines Geistlichen unternahm. Wie er nun sprach: »Alle guten Geister –« fiel die Gestalt sofort ein: »Loben Gott den Herrn!« Dann erzählte sie, daß sie deshalb noch nicht im Himmel, sondern im Fegefeuer sei, weil sie früher eine gewisse Menge Getreide zu einem wohltätigen Zwecke ausgelobt und nicht gegeben habe. Als der Bauer versprach, dies zu ordnen, verlangte die Gestalt einen Handschlag zur Bekräftigung. Aber der wohlbewanderte Bauer legte zuvor ein weißes Taschentuch um seine Hand und konnte sich freuen, so vorsichtig gewesen zu sein, denn die Hand der Gestalt fand sich nachher in das Tuch eingebrannt. Das Tuch wird noch in der Familie aufbewahrt, aber es wird Fremden nicht gezeigt.

[246] Einem Bauer in H. war die Frau gestorben und die Magd mußte die Haushaltung übernehmen. Mehrere Abende bemerkte diese eine Gestalt im Viehstalle. Sie erzählt dies dem Hausherrn, welcher ihr den Rat gab, die Erscheinung nach ihrem Begehren zu fragen. Am Abend erschien die Gestalt wieder, die Magd fragte und jene antwortete: »Ich habe bei meinem Lebzeiten kein Almosen gegeben und finde nicht eher Ruhe, bis jemand für mich Almosen gibt.« Darauf verschwand der Geist. Die Magd gab fortan mit Erlaubnis ihres Herrn fleißig Almosen und die Gestalt erschien nicht wieder (Damme).

Auf dem schmalen Wege, der von Bergmann hinter Kallagen Hof herführt, sah man abends eine Gestalt auf- und abwandeln. Schließlich nahm einer den Mut, sie anzureden. Die Erscheinung erklärte, sie habe im Leben Unrecht getan, und könne nicht eher Ruhe finden, bis die Untat gesühnt sei. Der andere erklärte, nachdem er sich die Sachlage hatte auseinander setzen lassen, das geschehene gut zu machen und wollte beim Abschied dem Geist die Hand reichen. »Reich mir das Taschentuch und nicht die Hand,« bat der Nachtwandler. Das geschah und der Geist verschwand. Das Taschentuch war dort, wo es angefaßt worden, verkohlt (Oythe).

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Fünfter Abschnitt. 182. [Wie wir gesehen haben (179) ist ein Teil der Wiedergänger der Erlösung]. l. [Ein Bauer im Amte Friesoythe sah kurz nach dem Tode eines Hausgenossen]. l. [Ein Bauer im Amte Friesoythe sah kurz nach dem Tode eines Hausgenossen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2746-C