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Abergläubisches. Eine Frau, die Zwillinge geboren hat, besitzt die Fähigkeit ein Sehnen- oder Segensband zu binden; das Umbinden des kranken Gliedes mit diesem Bande und ein Segensspruch üben vereint die heilende Kraft. Meist ist übrigens das Sehnenband kein Band, sondern ein Faden, bald von Wolle, bald von Flachs und dann roh. Verrenkte und geschwollene Glieder werden so sicher geheilt. »Ich hatte mir den Fuß verstaucht, und da dies im Dorfe bekannt geworden war, kam eine Nachbarin schweigend in mein Zimmer, zog mir schweigend den Strumpf aus und band unter Murmeln einen Faden unter dem Knie kreuzweise um das Bein. Dann erst sagte sie guten Tag und fing mit den Anwesenden ein Gespräch an. Die Verrenkung sollte nun in so viel Zeit, als sie bereits gedauert hatte, wieder verschwinden« (Abbehs.). – Nasenbluten hört auf, wenn man einen wollenen Faden um den linken kleinen Finger bindet. – Gegen Veitstanz hilft das Trinken einer Abkochung eines blaugefärbten und dann gekochten Stückes Garn (Zetel). – Wer das kalte Fieber hat, muß eine Kanne Milch trinken, in welcher 3 große Spinnen gekocht sind (Friesische Wede). – Freitags soll man die Nägel beschneiden, dann bekommt man kein Zahnweh. – Gegen Heiserkeit bindet man einen linken getragenen Strumpf um den Hals und trägt ihn die Nacht durch (Oldenbg).