[425] d.

Einst wünschten die Hauwieker eine Wassermühle zu bauen, konnten aber in Oldenburg keine Erlaubnis dazu bekommen. Da sprach Hauwieker Jan, der in allen Bedrängnissen Rat wußte und darum in hohem Ansehen stand: »Laßt uns zusammen nach Oldenburg reisen und den Herren sagen, wir wollten die Wassermühle auf den höchsten Bült (Hügel) bei Hauwiek setzen.« Der Rat gefiel, und die Hauwieker zogen zusammen nach Oldenburg zu den Herren, und Jan trug ihre Bitte vor. Die Herren lachten und gaben die Erlaubnis, auf dem höchsten Bült bei Hauwiek eine Wassermühle anzulegen; aber, das machten sie zur Bedingung, es sollte nur eine Gangspille angebracht werden, und wenn die verschlissen sei, solle die Freiheit aufhören. Mit dem Bescheide gingen die Hauwieker heim. In der Nähe von Hauwiek fießt die Ollenbäke. Das anliegende Wiesenland ist sehr niedrig und pflegt im Winter unter Wasser zu stehen. In dieser Niederung, unmittelbar an der Bäke, befindet sich ein Hügel, welcher den höchsten Punkt bei Hauwiek bildet. Dorthin bauten die Hauwieker ihre Wassermühle, und wenn auch nicht im Sommer, so konnten sie doch den größten Teil des Winters hindurch mahlen. Weil aber die Hauwieker nur eine Gangspille abnutzen durften, ließen sie dieselbe aus Metall anfertigen. Und der größeren Vorsicht halber ließen sie sich gleich zwei machen, in der Absicht, wenn die eine verschlissen, die andere unbemerkt an deren Stelle zu bringen. Bis dahin mußte natürlich die zweite Spille sorgfältig verborgen gehalten werden. Darum schlichen die Hauwieker auf Jans Rat mit dieser zweiten Spille bei Nacht nach Zwischenahn, luden sie in einen Backtrog, und fuhren damit aufs Meer. Ungefähr in der Mitte ließen sie die Spille leise ins Wasser gleiten, und damit sie die Stelle auch wieder finden könnten, schnitt Jan in den Trog dort, wo die Spille hinabgelassen war, eine Kerbe. – Den Oldenburger Herren kam es zu Ohren, daß die Hauwieker ihre Wassermühle wirklich auf dem höchsten Bült angelegt hätten. Da machten sie sich auf den Weg, um das Wunderwerk zu besichtigen. Als die Hauwieker das erfuhren, wollten sie den Herren durch Geläute eine Ehre antun, und weil sie keine Glocken hatten, nahmen sie einen Bienenkorb, hingen einen Fuchsschwanz hinein und läuteten damit. Noch heutigen Tages (1863) steht die alte kleine Wassermühle unverändert da und benutzt ihre erste unverschlissene metallene Gangspille.[426] Eine alte tausendjährige Eiche, an welcher man noch den Zweig zeigte, der die Hauwieker Bienenkorbglocke getragen, ist leider im Herbste 1861 vom Sturme umgeweht.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Zweiter Band. Viertes Buch. 615. Krähwinkeleien. d. [Einst wünschten die Hauwieker eine Wassermühle zu bauen, konnten]. d. [Einst wünschten die Hauwieker eine Wassermühle zu bauen, konnten]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2A05-6