[402] 220.

Die Hexen können sich in allerlei Tiere und auch in leblose Dinge verwandeln. Sie tun es anscheinend hauptsächlich, um ungestört zusammenzukommen, seltener um unentdeckt Schaden stiften zu können, manchmal ist auch der Zweck ganz unerfindlich. Die Verwandlung ist nicht gefahrlos, denn häufig trägt die Hexe nicht nur in der fremden Gestalt, sondern geradezu auf Grund derselben Verwundungen davon, an denen sie lange kranken, zuweilen sterben muß. Man kann Hexen, die sich in Tiere verwandelt haben, gefährliche Wunden beibringen oder sie unschädlich machen, wenn man z.B. in ein Gewehr, das man auf sie anlegt, etwas hineintut, was Gott hat wachsen lassen als Brotfrucht (Brot ist nämlich etwas Heiliges; wer es nicht mit der nötigen Sorgfalt behandelt, mißachtend auf den Boden wirft, wird nach dem Volksglauben bestraft: 40). Ein Mann aus Driefel bei Zetel sah auf einem Pürschgange eine Elster vor sich fliegen. Er mochte gehen, wie er wollte, immer blieb das Tier in seiner Nähe. Er schoß danach, der Schuß ging fehl, obwohl er ein tüchtiger Schütze war. Er schoß wiederholt, aber immer vorbei. Nun wußte er, was er vor sich hatte. Er brach ein Stück von einer Brotschnitte, ließ davon etwas in den Gewehrlauf fallen, nachdem er vorher geladen, schoß, und der Vogel lag tot am Boden. Die Hexe war vernichtet. – Am liebsten verwandeln sich die Hexen inKatzen, Hasen, Schweine, Kröten, Enten usw. Unter den Katzen sollen die schwarzweißen (Stedingen), nach andern (Oldenburg, Jever) die schwarzen, eigentlich immer verdächtig sein. Die meisten Tiergestalten, in welchen Hexen erscheinen, sind solche, welche beim Angange als schlimme Vorbedeutungen gelten. Einige Tiergestalten, als Lamm, Taube, Schwalbe u. dgl. sind den Hexen untersagt.

a.

Der alte Kirchendiener Harm Anton oder schewe Anton wie man auch wohl sagte, welcher vor vielen Jahren zu Oldenburg in den Baracken wohnte, wollte einmal auf den Abtritt gehen. Wie er die Tür öffnet, sieht er im Dunkeln ein Paar feurige Augen. Er bietet guten Abend, wie er aber recht zusieht, bemerkt er, daß eine schwarze Katze auf dem Brette sitzt. Da kehrt er um, denn es wird ihm unheimlich. Wie er aber nach kurzer Zeit zum zweiten Male hingeht, begegnet ihm in der Tür ein altes Weib, und die Katze ist verschwunden. – Zu gewissen Zeiten geht eine schwarze Katze [403] durch Bösel, sie kommt von Reinshaus und ihr Ziel ist der Baumweg. Man hat auf die Katze geschossen, aber Pulver und Blei sind unwirksam gewesen. Leute, die dem Tiere begegnet sind, sind angst und bange geworden. Sträuche und Bäume, die die Katze mit ihrem Unrat benetzt, verdorren. – Am Wege von Drantum nach Garthe (K. Emsteck) lag öfter ein Mann und schrie Miau! Einst kam ein Mädchen vorbei und lief erschreckt davon, als es das Miau hörte. Der Mann hinterher. Als das Mädchen sich zufällig umsieht, ist aus dem Mann eine Katze geworden.

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Achter Abschnitt. C. Hexen. 220. [Die Hexen können sich in allerlei Tiere und auch in leblose Dinge]. a. [Der alte Kirchendiener Harm Anton oder schewe Anton wie man auch]. a. [Der alte Kirchendiener Harm Anton oder schewe Anton wie man auch]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2A39-1