262.

Die gute und die böse schwarze Kunst sind natürlich unversöhnliche Gegensätze, sie kämpfen mit einander auf Leben und Tod. Will die böse schwarze Kunst schließlich Kummer und Sorge stiften, dann dient die gute schwarze Kunst dazu, den bösen Mächten entgegenzutreten, ihr Treiben unwirksam zu machen. Gibts auffällige Übel bei Menschen und Vieh und man glaubt, der Teufel oder sein Anhang habe das Unheil verschuldet, dann muß die schwarze Kunst helfen. Von alters her hat man in solchen Fällen am liebsten bei den Geistlichen Hilfe gesucht. Sie waren es, die die Schwarzkunst als einen Bestandteil der Theologie (scherzweise nennt man nach heute die ganze Theologie die schwarze Kunst und das Studium derselben die schwarze Schule) von Grund aus sich zu eigen gemacht hatten. Aber seitdem die meisten die Hilfesuchenden abwiesen, und nur einige wenige sich mit denselben einließen, kam der Glaube auf, daß nur gewisse Geistliche (sehr fromme oder solche, welche sich speziell mit dem Studium der Schwarzkunst befaßt hätten) über magische Kräfte oder Kenntnisse verfügten. Wir erinnern nur an die typische Figur des »Paters« in den verschiedenen Mitteilungen, der überall helfen muß, in katholischen und protestantischen Gebieten, wo Teufel und Hexen ihr Wesen treiben. (183.) Im Saterlande war ein Pastor Trenkamp (1824 gestorben) sehr angesehen als ein Mann, der [4] Wind und Wetter gebieten konnte. Über protestantische Geistliche vgl. 204aa, cc, dd, ee.

Man eignet sich die Schwarzkunst an auf Schulen (in Venedig sollte eine bestehen) oder aus Büchern, oder von Menschen aus nächster oder entfernterer Umgebung, die im Besitze magischer Kenntnisse gefunden werden. Die Bücher sind teils bekannt, teils werden sie verborgen gehalten, einmal zu dem Ende, damit Unbefugte keinen Unfug damit treiben, dann aber auch, weil der Besitzer seine Wissenschaft nicht verraten will, wodurch er seinen Ruf oder Ruhm einbüßen könnte. (204bb.) Auch Manuskripte mit Segen und Gebeten, die nach und nach gesammelt sind und nach Umständen vermehrt werden, findet man in den Häusern. Recht kräftige Zauberbücher kann nur der verstehen, der den Schlüssel dazu besitzt, die meisten sind ohne Lehrmeister verständlich und erfüllen auch ohne solche ihre Zwecke; jedermann kann sie gebrauchen. Dann wird aber auch wieder gesagt, der Besitz der Bücher oder das Wissen zauberischer Kenntnisse genüge nicht allein zur Ausübung der Schwarzkunst, es gehöre dazu auch eine innere Veranlagung oder Empfänglichkeit. Diese Empfänglichkeit vermittele bei katholischen Geistlichen die hl. Weihe, bei protestantischen die Ordination. Erst wenn diese gespendet oder vollzogen, könne der Betreffende mittels Bibel, Missale, Agende oder anderer geistlichen bezw. kirchlichen Bücher dem Teufel mit Erfolg zu Leibe gehen.

Alles, was man über die schwarze Kunst hört, läßt darüber keinen Zweifel, daß man es mit einem Erbstück aus vorchristlicher Zeit zu tun hat.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Zweiter Band. Zweites Buch. Erster Abschnitt. A. Die schwarze Kunst. 262. [Die gute und die böse schwarze Kunst sind natürlich unversöhnliche]. 262. [Die gute und die böse schwarze Kunst sind natürlich unversöhnliche]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2B0F-A