d.

Ein Bauer hatte eine Kuh krank, von welcher er glaubte, daß sie wohl behext sein könne. Er ging deshalb zu einem Hexenmeister, und dieser sagte ihm, seine Kuh sei wirklich behext, und es sei schon zu spät, sie wieder gesund zu machen, sie werde sterben. Aber sobald sie tot sei, solle er sie gleich aufschneiden, das Herz, während es noch warm sei, herausnehmen und, ohne es anzusehen, in einem Kessel oder Topfe mit Wasser auf das Feuer setzen und kochen. Dann werde die Hexe sich zeigen müssen; sie werde kommen und etwas leihen wollen, aber er solle sich in Acht nehmen, daß er ihr nichts gebe; denn wenn er das tue, so könne er ihm nicht helfen, auch werde ihm noch viel mehr Unheil widerfahren. Der Bauer befolgte den Rat genau. Kaum war die Kuh tot, so schnitt er sie auf, nahm das Herz heraus und warf es, ohne es anzusehen, in einen Topf mit Wasser, der schon auf dem Feuer hing. Es dauerte nicht lange, so kam in hastiger Eile eine Nachbarsfrau und wollte etwas leihen. Aber der Bauer schlug es ab, indem er sagte: »Ich leihe nicht aus.« Sie fing an, [443] dringender zu bitten, sie sei gerade verlegen darum, sie werde es gleich wieder zurückbringen; er aber wollte von nichts wissen. Da wurde die Frau ganz ungeduldig und fragte, was sie dort auf dem Feuer hätten? Der Bauer aber sagte: »Das ist deine Sache nicht, ich kann doch kochen, was ich will.« Da die Frau nun gar keinen Ausweg sah, gab sie sich als Hexe zu erkennen und bat, er möge doch den Topf vom Feuer nehmen, sie werde ihm auch nie wieder Schaden tun. Noch blieb der Bauer fest. Aber nun fing sie ganz jämmerlich an zu weinen und versprach, ihm allen Schaden wieder zu ersetzen, den sie ihm angetan; er solle doch das Herz vom Feuer nehmen und in die Erde vergraben, sonst müsse sie sterben. Endlich ließ sich der Bauer erweichen und grub das Herz tief in die Erde ein. Sie hat ihm nachher allen Schaden ersetzt, sein Vieh ist nachher nie wieder behext gewesen; die Frau aber hat noch lange krank liegen müssen, weil das Herz schon zu heiß gewesen ist. (Visbek.)

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Achter Abschnitt. C. Hexen. 239. [Wenn etwas Lebendes im Hause behext ist, z.B. Kinder oder Tiere]. d. [Ein Bauer hatte eine Kuh krank, von welcher er glaubte, daß sie]. d. [Ein Bauer hatte eine Kuh krank, von welcher er glaubte, daß sie]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2DFB-F