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Nach Neujahr und bis heil. drei Könige ist das Wandern mit einem Sterne an vielen Orten gebräuchlich. Im Saterlande und Jeverlande hat man statt des einen Sterns auch wohl den Soebenstern, eine Nachahmung dieses Gestirns von Papier oder eine Art Haspel, die man sich drehen läßt. Auf Wangeroge zog man am Abende von heil. drei Königen mit einen Herodeskasten umher. Fünf Männer hatten sich verkleidet, drei ganz weiß, das waren die Weisen aus dem Morgenlande, einer mit einer roten Schlafmütze, das war Herodes, und einer ganz schwarz mit einem langen Barte von Schiffswerg. Bei sich führten sie einen Kasten in welchem fünf Puppen waren, ebenso gekleidet wie sie selbst, und wenn der Kasten gedreht wurde, kam Herodes an das Fenster und steckte seinen Kopf heraus. So zogen die Männer bei den Häusern um und sangen und wurden bewirtet. (Ehrentraut, Fr. Arch. II S. 12.)
Mit einem an einem Stabe angebrachten geschmückten Rade, das einen Stern vorstellen sollte, gingen in Bösel die jungen Burschen von Haus zu Haus am Abende vor Dreikönigen oder am Feste selbst. Beim Eintritte wurde das Rad bald nach rechts, bald nach links gedreht und dabei gesungen:
Das letzte »Wir suchen« geht auf die Sänger und Kollektanten, die beim suchen und finden an die Spende denken.
Die Verse haben Lücken, aber überall derselbe Gedanke, oft dieselben Sätze. Ohne Zweifel hat man es mit einem nach Zeit und Ort verstümmelten uralten Kirchenliede zu tun, dem hier und dort von einem Bauernpoeten (Bösel usw.) Zusätze gegeben wurden. – Die in Damme und Umgegend zu Neujahr und Dreikönigen von der umziehenden Jugend gesungenen Lieder siehe 326b. – In der friesischen Wede war es noch in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts Sitte, daß drei Männer in weißen Mänteln, die von Gürteln gehalten wurden, mit phantastischer Kopfbedeckung, große goldene Sterne auf der Brust tragend, auf Dreikönigen von Haus zu Haus gingen und sangen. Der eine trug einen Hirtenstab, die beiden andern Lanzen mit Stern.