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Ein Bauer zu Hogenbögen, Ksp. Visbek, kam eines Abends in den Zwölften spät nach Hause. Als er nahe beim Hause war, kamen seine Kinder mit der Schiebkarre und hatten Feuerung geholt. Sofort fing er an zu rufen und zu schreien, und sie mußten auf der Stelle abwerfen. Er nahm die Karre auf die Schulter, hielt das Rad mit der Hand fest, damit es nicht etwa aus Zufall rund laufe, und trug sie so nach Hause, wo sie eingeschlossen und dadurch vor unvorsichtigem Gebrauche bewahrt wurde. Als er zu Hause den Vorfall erzählte, fing seine Frau an zu weinen und sagte, nun werde es ihnen schlecht ergehen; die beste Kuh müßten sie schon gewiß verlieren, aber noch mehr sei zu fürchten. Da wurde ihnen geraten, sie sollten schnell den höllischen Hunden ein Futter bringen. Deshalb nahmen sie ein jähriges Kalb, banden es mit einem Strick, und zwei Mann brachten es noch denselben Abend weit von Hause in die offene Heide, wo sie es laufen ließen. Auf diese Art hatten sie die Kuh gerettet; aber nun hatten sie die Hunde an das Futter gewöhnt und mußten alle Jahre die Fütterung wiederholen, denn sonst würde es doch noch die beste Kuh gekostet haben. Noch viele Jahre ist es bei diesem Bauer Gebrauch gewesen, alle Winter im Anfange der Zwölften ein jähriges Kalb hinaus zu bringen, und oft ist das Kalb vorher noch besonders darauf gefüttert worden, damit die Hunde besseres Fleisch bekämen. Und niemals ist von den hinausgebrachten Kälbern eins wieder gekommen oder etwa an anderer Stelle aufgefunden. – Zeller Thesing zu Oythe mußte alle Jahre ein Kalb nach Thesings Busch auf einen Platz, wo drei Bäume stehen, liefern, sonst starb ihm die beste Kuh im Stalle. Auch aus des Hausmanns Schellstede Haus zu Ohmstede holte der wilde Jäger vorzeiten alle Weihnachten ein Rind. Die Leute wußten das und stellten ihm das Tier immer rücklings, mit dem Kopfe nach der Wand zu, an die Diele. Um Mitternacht kam der wilde Jäger, holte seine Gebühr und sauste damit über die Scheune hinweg durch die Luft. Man wußte im Hause schon im voraus, welches Rind abgeholt werden [461] sollte, denn dasselbe war schon lange vorher stickhaarig, gesträubten Haares.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Neunter Abschnitt. A. Der wilde Jäger. 249. [Der wilde Jäger, hinter welchem die Gestalt Wodans, des höchsten]. i. [Ein Bauer zu Hogenbögen, Ksp. Visbek, kam eines Abends in den Zwölften]. i. [Ein Bauer zu Hogenbögen, Ksp. Visbek, kam eines Abends in den Zwölften]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-36A4-E