40. Die Frauen und Jungfrauen in Stolpe.

Zu einer Zeit waren die Herzöge in Pommern in großer Geldnoth, und sie mußten von dem Hochmeister in Preußen eine ansehnliche Summe entlehnen. Dafür ließ der Deutsche Orden sich die Stadt Stolpe zum Pfande verschreiben, mit der Bedingung, daß sie ihm für immer verfallen sein solle, wenn sie nicht binnen Jahr und Tag eingelöst werde. Dieser Termin kam denn nun heran, und die Herzöge konnten nicht bezahlen, und waren in großer Sorge deshalb. Da traten die Stolper zusammen, die bei ihren angestammten Herzögen bleiben und nicht den Deutschen Herren gehören wollten, und brachten freudig Alles dar, was sie an baarem Golde und Silber besaßen. Wie aber das noch nicht ausreichte, da kamen auch die Frauen und Jungfrauen der Stadt Stolpe, und trugen alle ihre Kleinode und ihren Schmuck, und legten dieß zu dem Haufen, daß die Summe voll wurde und die Stadt ausgelöset war. Also wollten die braven Stolper lieber alle arm werden, denn unter einen fremden Herrn gerathen.


Carl Lappe, Pommerbuch, S. 21.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Temme, Jodocus Deodatus Hubertus. Sagen. Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Die Volkssagen von Pommern und Rügen. 40. Die Frauen und Jungfrauen in Stolpe. 40. Die Frauen und Jungfrauen in Stolpe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3C81-A