6.

Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Joh. 8, 34

Unselig ist der Mensch, den seine Wollust treibt,
Weil er der Lüste Sklave bleibt;
Wo er die Sucht denkt zu vergnügen,
Da spottet sein der Feind beim tollen Selbstbetrügen.
Du, Gottesliebe, machst glückselig dort und hier,
Wenn man mit Freiheit dienet dir;
Dein zartester Geschmack uns bindet,
Daß man im Leiden selbst 'was Trefflichschönes findet.
Es lebt hier stets im Schmerz ein Sünd' – und Fleischesknecht
Und schon die Höll' im Busen trägt.
Ach, laß dein Sündigen doch bleiben,
Sonst wird die Hölle hier in jene Höll' dich treiben!
[276]
Hätt'st du die keusche Lust der Liebe nur geschmeckt,
Womit Gott eine rein' und treue Seel' erfüllet,
Wie weit sich dein Begehren streckt,
Bald wär's, mehr als du denkst, erfüllet!
Glaub mir und dich Gott übergebe,
Daß seine Liebe nur in deinem Herzen lebe!
Wer in dem schönen Feuer brennt,
Von nun an eine Freud', die ewig ist, erkennt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Tersteegen, Gerhard. Gedichte. Geistliches Blumengärtlein. Zweites Büchlein. Die heilige Liebe Gottes und die unheilige Naturliebe. 6. [Unselig ist der Mensch, den seine Wollust treibt]. 6. [Unselig ist der Mensch, den seine Wollust treibt]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-4831-C