An eine Marie vom Lande

Marie – Du ringst die derben Hände:
»Du Sündenbabul! Pfui Berlin!«
So streust Du über das Gelände
den Dung und die Entrüstung hin.
So geußest Du ob dem gewellten
Asphaltreich den Kritikbericht . . .
Marie – es dürfen viele schelten!
Du nicht!
Bedenk, wir könnten Dir erschließen,
wie bei Dir draußen auf dem Land
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– dem rechts der Elbe – Preise sprießen,
die vormals dort kein Mensch gekannt.
Wir könnten Dir so manches zeigen
von Polenarbeit, Menschenpflicht . . .
Es ist jetzt Krieg – und wir, wir schweigen.
Du nicht.
Wir sind durchaus nicht so begeistert,
von allem, was die Panke beut:
der Schieber, der die Wechsel meistert,
die Dame, die den Schieber freut;
das Kino-Café gegenüber,
der Händler, den der Hafer sticht . . .
Es gibt ja manche, die stehn drüber.
Du nicht.
Hör auf, uns sauer anzumucken –
bei uns hast Du damit kein Glück.
Man kann zwar leicht nach unten spucken,
nach oben nicht – das fällt zurück.
Hier ziehts! Du kannst Dich leicht erkälten –
und Du stehst selber vor Gericht.
Marie – es dürfen viele schelten!
Du nicht!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1916. An eine Marie vom Lande. An eine Marie vom Lande. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5E2D-B