Malwine

Ich habe mich deinetwegen
gewaschen und rasiert.
Ich wollte mich zu dir legen
mit einem Viertelchen,
mit einem Achtelchen –
Malwine!
Doch du hast dich geziert.
Der Kuckuck hat geschrien
auf deiner Schwarzwalduhr.
Ich lag vor deinen Knien:
»Gib mir ein Viertelchen!
Gib mir ein Achtelchen!
Malwine!
Ein kleines Stückchen nur!«
Dein Bräutigam war prosaisch.
Demselben hat gefehlt,
dieweilen er mosaisch,
ein kleines Viertelchen,
ein kleines Achtelchen . . .
das hätt dich sehr gequält!
Du hast mir nichts gegeben
und sahst mich prüfend an.
Das, was du brauchst im Leben,
sei nicht ein Viertelchen,
und nicht ein Achtelchen . . .
das sei ein ganzer Mann –!
Mich hat das tief betroffen.
Dein Blick hat mich gefragt . . .
Ich ließ die Frage offen
und habe nichts gesagt.
[288]
Daß wir uns nicht besaßen!
So aalglatt war mein Kinn.
Nun irr ich durch die Straßen . . .
Malwine –!
und weine vor mich hin.

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TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1930. Malwine. Malwine. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6532-2